Freitag, 2. Januar 2015

Gays of Our Shows - Part 2



Da sind wir, zum zweiten Teil von Gays of Our Shows. Ich habe beschlossen, dies regelmäßig aufzugreifen um die neusten Entwicklungen zu kommentieren. War die erste Ausgabe noch ein grober Überblick über die quasi herausragendsten Serien mit vor allem schwulen Charakteren, so wird es demnächst etwas spezieller. Die aktuellen Beispiele sollen nicht ausschließen, dass ich mich irgendwann einmal auch einem meiner persönlichen Highlights widme, aber in der Regel soll es im Hier und Jetzt bleiben.

Schauen wir also einmal, was momentan gerade so im Fernsehen läuft. Neben Looking (das übrigens am 11.01.2015 mit seiner 2. Staffel zurückkehrt und von mir schon ausreichend oft positiv erwähnt wurde), sticht vor allem eine Serie besonders hervor: How to Get Away with Murder. Und diese hat sogar durchschlagenden Erfolg. Auch am 11. Januar kommt Shamesless zurück, das uns in der mittlerweile fünften Staffel unter anderem weiter Ian's Geschichte erzählen wird.

How to Get Away with Murder - "He Did Things to my Ass That Made my Eyes Water."

How to Get Away with Murder ist zweifelsohne DER Hit der Season 2014/2015. Während die Serie mit Oscarnominee Viola Davis (The Help) auch ansonsten grandios ist, macht sie vor allem mit der Storyline um Connor Walsh Schlagzeilen. Schon von Anfang an wird dieser offen als homosexuell dargestellt. Wenn er auch teilweise skrupellos handelt und seine Sexualität vor allem auszunutzen weiß, so schafft es Connor trotzdem als einer der ersten Charaktere, dass man ihn zu mögen beginnt. Bereits im Piloten wird ihm als Love Interest der nerdige Oliver zur Seite gestellt und es beginnt eine kleine Romanze. Doch auch wenn diese Story sich durch die Folgen zieht, sind es doch andere Szenen, die zeigen, wie weit wir (respektive das US-amerikanische Network-TV) gekommen sind.

Eine besonders explizite Sexszene erregte Aufmerksamkeit auf Twitter, da eine Zuschauerin diese als "too much" kritisierte. Shonda Rimes (Executive Producer der Serie; Grey's Anatomy, Private Practice, Scandal) kommentierte diese Kritik im Sinne der gesamten LGBT-Community und erntete Zuspruch. Der Schöpfer der Serie selbst, Peter Nowalk, beschrieb die Möglichkeit, solche Szenen zu schreiben so:

"I knew I wanted to push the envelope, especially with the gay sex. And to me, writing the gay characterization and writing some real gay sex into a network show is to right the wrong of all of the straight sex that you see on TV. Because I didn't see that growing up, and I feel like the more people get used to two men kissing, the less weird it will be for people. I just feel like it's a lack of vision that you don't see it on TV, but ABC has never had a note about any of the weird stuff in the show, so I'm gonna keep it going." - Peter Nowalk

Als die anderen Charaktere erfahren, dass Connor schwul ist, ist die einzige Reaktion "He is gay?" und damit war es das. Auch der austrahlende Sender ABC scheint keinerlei Probleme mit dieser Darstellung zu haben. Ein durch und durch positiver Beitrag zur Normalisierung des Umgangs mit Homosexualität. Gute Serie, ein schwuler Charakter, der so zwiespältig und gebeutelt wie jeder andere der Serie ist und ein Sender, der den kreativen Spielräume gewährt, die das Publikum belohnt. Bravo!

Shameless (US) - "Mickey, have seat man! Nobody gives a shit who you bang."

Anders beschreibt wohl recht gut, wie Shameless das Thema Schwulsein angeht. In einem sozialen Umfeld, in dem es sicher nicht ganz einfach ist, sich zu outen, erkennt Ian's Bruder zu Anfang der Serie, dass sein kleiner Bruder schwul ist und eine Affäre mit seinem deutlich älteren, verheirateten Chef hat. Nach kurzem Schock, kommt er jedoch zur Bessinung und akzeptiert seinen Bruder wie er ist. Auch der Rest der Familie, allen voran Ian's miserabler Vater zeigen sich verständnisvoll und geben ihm Rückhalt. Nur nach außen hin verstellt sich Ian, legt sich sogar eine Alibi-Freundin, Mandy, zu. Die weiß zwar von Anfang an bescheid, sagt aber selber wie wichtig dieser Fakt ist, um nicht von allen im Viertel verprügelt zu werden.

Mandy's gewaltätiger, kleinkrimineller Bruder Mickey gerät mit Ian's Chef/Lover aneinander und Ian beschließt, das selbst zu klären - und wird überraschend von Mickey vernascht. Danach macht Mickey jedoch äußerst deutlich, dass alles geheim bleiben müsse und auch sonst verhält er sich abweisend Ian gegenüber ("Kiss me and I'll cut your fucking tongue out!"), um sich selbst nicht einzugestehen, wirklich schwul zu sein. Trotzdem führen die beiden ihre Schäferstündchen fort. Sehr zur Überraschung der Zuschauer ist dabei der knallharte Mickey der passive Part, ein gekonnter Schachzug der Autoren um zu zeigen, dass die sexuelle Vorliebe - und da eben auch die Seite auf der man steht - nicht mit dem Charakter zu tun haben.

Natürlich darf die Entwiclung nicht fehlen, Ian ist immer der antreibende Part, da er sich mehr wünscht als nur einen schnellen Fick. Er erkennt auch bald, dass er Mickey liebt und ist umso enttäuschter, dass dieser ihm das nicht zurückgeben kann. Mickey ringt sich mehr und mehr durch, seine Schwäche für den Rotschopf Ian zu zeigen. Er ist eifersüchtig auf einen von dessen Affären, küsst ihn an ungewohnter Stelle oder sagt ihm, wenn auch höchst uncharmant, dass er gern mit ihm zusammen ist.

Einen herben Rückschlag erhält die Beziehung der beiden, als Mickeys Vater sie erwischt, zusammenschlägt und für Mickey eine Hure bestellt. "To fuck the gay out of him", wie er so schön sagt. Ian verlässt nach einem letzten Schäferstündchen mit Mickey (der jene Hure dann heiratet, da sie schwanger von ihm ist) die Stadt. In einer sehr emotionalen Szene wird Mickeys innere Zerissenheit deutlich, er kann sich jedoch nicht durchringen Ian das zu sagen, was er will, sondern ergibt sich dem Druck seines Vaters und lässt Ian gehen. Eine ganze Staffel später hat sich das Blatt gewendet. Ian ist zurück und wieder unzufrieden mit dem Status der Beziehung. Zwar wohnt Mickey quasi bei ihm und Mandy bezeichnet es schon ironisch als "playing house", doch ein Versteckspiel ist es immer noch. Und so wird die Feier zu ehren der Rückkehr von Mickeys Vater und der Taufe von Mickeys Sohn zur Coming-Out-Party. "I just wanted everyone to know that I'm fucking gay!" schreit Mickey durch die Bar. Und bis auf seinen Vater (der mal wieder ausrastet, Mickey zusammenschlägt und danach direkt ins Gefängnis zurück wandert) scheint sich keiner für diese Neuigkeiten zu interessieren. Diese Feststellung darf er auch tagsdarauf wieder machen (ab 1:14):





Madam Secretary - Weder Fisch noch Fleisch

Recht verheißungsvoll gestartet, dümpelte diese Serie etwas vor sich hin und beginnt, etwas Fahrt aufzunehmen, auch in Bezug auf die persönlichen Beziehungen der Charaktere. Meine Hoffnung, Blake (der Assistent der Außenministerin) würde sich als schwul erweisen, wurde insoweit bestätigt. Die Verfahrensweise der Macher verleitet allerdings dazu zu sagen, dass man sich nicht traut, dies auch auszusprechen. Und so verläuft seine sonst recht gute Charakterisierung etwas im Sand, was in der Serie nichts besonderes ist, ist sie doch sehr zentriert auf die Madam Secretary (im Gegegensatz zu The Good Wife, das sich nicht nur um ihre namensgebende Person dreht).

In der zuletzt ausgestrahlten Folge ließ man einen Baseball-Star das Outing im Heimatland Venezuela vollführen und stellte die USA als tolerantes, offenes Land dar. Irgendwie widersprüchlich, wenn man es nicht einmal schafft, dem einzigen schwulen Charakter eben diese Offenheit zu gönnen. Einzig positiv ist es, dass man zumindest keine schlechten Klischees aufwärmt um dem Unausgesprochenen Wirkung zu verleihen.

Comedies - Klischee olé, oder?

Ein Neustart, ein Veteran und eine MTV-Produktion zeigen höchst unterschiedlich, wo Homosexualität in der heutigen Comedy steht. Wie bereits im ersten Blog-Eintrag zu diesem Thema angedeutet, läuft man besonders in diesem Genre Gefahr in alte Klischees abzudriften, weil eben der beste Lacher-Generator das Klischee ist. Und ja, bis zu einem gewissen Punkt kann auch ich darüber lachen.

Bei The McCarthys allerdings ist es quasi erdrückend und unnütz zugleich. Die nicht besonders gute und daher auch erfolglose Comedy, die erst diese Season auf CBS startete, macht so wenig aus ihrem schwulen Hauptcharakter, das man sich fragt, warum genau er als explizit schwul eingeführt wurde. Nicht dass es immer eine besondere Bewandnis haben müsste, aber um wie beispielsweise bei The Good Wife als gegebener Fakt hingenommen zu werden, wird es eben zu stark betont. Und wenn es gerade einmal passt, wird ein schlechter Witz über den schwulen Bruder/Sohn gerissen, ohne dabei im 21. Jahrhundert zu bleiben.

Eine völlig aberwitzige Entwicklung vollführt Two and a HalfMen gerade. Nachdem man in der letzten Staffel den "halben Mann" durch die lesbische Tochter des in der Serie verstorbenen Charlies ersetzte und damit meiner Meinung nach tief ins queere Fettnäpfchen trat, versucht man es in dieser Staffel weiterhin mit schlechtem Homo-Humor. Weil Walden nämlich gern ein Kind hätte, aber keine passende Frau hat und man nach jahrelangem Kampf der LGBT-Community für Gleichberechtigung in Kalifornien endlich heiraten und adoptieren darf, nutzt Walden eben jene Errungenschaft schamlos aus und heiratet kurzerhand Alan. Auch wenn hier und da durchaus gut mit diesem Fakt gespielt wird, so ist es wohl eher als Beleidigung für viele Homosexuelle zu empfinden.

Einen kleinen Lichtblick gibt es jedoch. Und gerade MTV liefert ihn. Mit der Serie Faking It servierte man uns eine auf den ersten Blick hin platte Teenie-Story um Beliebtsein und Coming-Out in der Highschool. Doch bereits nach einigen Folgen zeigten die Macher Herz und machten nicht nur aus der Titelstory um die zwei Fake-Lesben (von denen eine gar nicht mal so fake-lesbisch ist), sondern auch aus einem Nebencharakter recht viel. Der schwule Shane ist zwar etwas Klischee-angehaucht (grandios dargestellt von Michael J. Willet; United States of Tara, G.B.F.), aber als Charakter nicht nur ehrlich und beratend unterwegs, sondern bekommt auch seine eigenen Storylines. Und die sind erfreulich aktuell und klischeebefreit.

So ist er an sich zwar eher promiskuitiv eingestellt, ist aber doch immer öfter in längere Beziehungen verwickelt. Zuletzt durfte er samt einiger Gay-Dating-Site-Seitenhieben mit dem Yogatrainer anbandeln. Recht sexy und offen zeigt die MTV-Serie dabei rangeleien und Küsse. Allerdings hat der Yoga-Trainer einen Haken: Er ist noch ungeoutet, da er ein Sportstipendium fürs College braucht und sich "schwul" im Lebenslauf dafür schlecht eignet.

Fazit

Mit der Zeit ist eine realitätsnahe Darstellung von Schwulen (und auch Lesben, was bei mir immer nicht so durchkommt) immer besser in Serien vertreten. Für das T in LGBT gibt es leider weiterhin keine mir bekannten Beispiele (bis auf die kurze Story in der kurzen Serie Dirty Sexy Money). Aber auch weiterhin sind viele Vorurteile und Klischees präsent, die zwar nicht immer, aber meistens, unangenehm aufstoßen. Für die Zukunft erhoffe ich mir mehr Mut und mehr Authentizität, auch wenn wir schon ein ganzen Stück weit gekommen sind.

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