Freitag, 15. Januar 2016

Magically Popping Up: Drei frische Fantasy-Projekte im Schnellcheck

Nachdem in den letzten Jahren erst Vampire und dann Zombies Hochkonjunktur hatten, beweist Game of Thrones ab April in seiner sechsten Staffel, dass auch Fantasy eine breite Zuschauerschaft finden kann. Fast schon synchron starten derzeit einige weitere Fantasy-Projekte. Dabei halten sich die großen Networks, die momentan im Comic-Fieber sind, allerdings zurück und überlassen eher kleinen Sendern diesen Mini-Boom.

Und so ist es Syfy, das noch Ende 2015 eine Vorpremiere von The Magicians zeigte und damit seinem Namen alle Ehre machte. Das ehemalige ABC Family (Pretty Little Liars, Greek) heißt jetzt Freeform und startete mit Shadowhunters eine Serie, in der es quasi alles gibt. Und MTV, ja dieses ehemalige Musikfernsehen, kommt mit der wohl ambitioniertesten Serie in Form von The Shannara Chronicles daher.

The Magicians (Syfy)

Worum es geht
Harry Potter in Erwachsen? So oder so ähnlich könnte man die Prämisse der Serie bezeichnen, denn Hobbyzauberer Quentin wird durch einige "Fügungen" zum Aufnahmetest in eine Schule für Magie gelotst. Mit dabei ist auch seine beste Freundin Julia. Während Quentin den Test ohne Probleme besteht, schafft Julia diesen nicht und soll ihrer Erinnerung daran beraubt wieder in die normale Welt geschickt werden. Durch einen Trick gelingt es ihr jedoch, dies zu verhindern.

Währendessen taucht Quentin in die Welt der Magie ein, lernt über verschiedene Arten und versteht, dass es durchaus harte Arbeit wird. Mehrere ominöse Begebenheiten deuten zudem an, dass darüber hinaus weitere Prüfungen bevorstehen - und das Ende lässt uns mit einem massiven Cliffhanger zurück.

Wie es war
Etwas hölzern tauchen wir in die Welt der Magie ein, finden kaum Bezug zu den Charakteren. Das klingt erst mal vernichtend, doch so schlimm ist es nicht. Dem Zuschauer wird zumindest sehr gut vermittelt, wie sich Quentin wohl fühlen mag. Außerdem zeigt man uns tolle Animationen der magischen Fähigkeiten und bislang eine stimmige Mythologie.

Einzig die Richtung, die die Serie jetzt nehmen wird, scheint nach dem Ende offen. Und das wiederrum ist auch das spannende. Denn unser "Held" Quentin wird nicht von einem weisen Beschützer an die Hand genommen, sondern wird wohl allein zurechtkommen müssen. Und so steht am Ende eine mittelmäßige Pilot-Folge, die durch ihr spannendes Ende aufgewertet wird und zum weiteren Einschalten bewegt.

Shadowhunters (Freeform f.k.a. ABC Family)

Worum es geht
An Clarys 18. Geburtstag passieren ihr allerhand unerklärliche Dinge, ihre Mutter verhält sich komisch und zu guter Letzt wird sie Zeuge eines übernatürlichen Massakers. Völlig überfordert, erklärt ihr ihre Mutter endlich, was los ist. Sie stahl einst ein wichtiges Artefakt und wurde von nun an verfolgt. Endlich sicher versteckt, entscheidet sie sich, ihre Tochter zu schützen und ihr bist zum 18. Geburtstag ihre Kräfte zu nehmen.

Es kommt, wie es kommen muss: Die Bösewichte finden Clary und ihre Mutter, die beiden werden getrennt. Während ihre Mutter sich in den Händen der Verfolger befindet, trifft Clary wieder auf die sogenannten Shadowhunters, die die Welt der Menschen frei von Dämonen halten. Jace, Alec und Isabelle nehmen Clary (zum Teil eher widerwillig) unter ihre Fittiche, da Jace mehr in ihr sieht. Und so beginnt die Suche nach Clarys Mutter und der Kampf gegen Dämonen und andere Monster.

Wie es war
Ganz abgesehen von der Fantasy-Prämisse, steht Shadowhunters eher auf der Comic-Seite. Clary findet ihre Kräfte und steht von nun an zwischen ihren menschlichen Freunden und ihren übernatürlichen Kumpanen. Das muss nichts schlechtes sein, doch der Plot ist dahingehend überschaubar. Die Shadowhunter sind interessant gestaltet und ausreichend mysteriös. Außerdem werden einige Figuren nur angeteast, die eventuell noch interessant werden, um die Mythologie der Serie zu ergründen.

Insgesamt wirkt die Serie einfacher gestrickt, allerdings fällt das nur selten auf, da sie trotzdem spannend ist. Mehrfach entsteht die Frage, ob eine Figur nun tot ist oder nicht. Das trägt auf jeden Fall dazu bei. Die düstere Grundstimmung ist sehr gut getroffen, es ist quasi ständig dunkel oder es regnet sogar.

Die Effekte gehen in Ordnung, die Optik ist nicht phänomenal, aber durchaus sehenswert. (Once Upon a Time und Supergirl zeigen zum Teil sehr deutlich, dass es wesentlich schlechter geht) Einziges großes Manko: Die schauspielerische Leistung von Clary-Darstellerin Katherine McNamara muss sich noch steigern. Ihre viel zu mädchenhafte, naive Art passt nicht zum Grundton der Serie, ihre Rolle ist auch eigentlich gar nicht so ausgelegt. Auch ansonsten ist das Äußerliche der Darsteller eher Besetzungsgrund gewesen als das Schauspieltalent, aber sei's drum, die Serie bewirbt sich sicherlich nicht um Emmys oder der Gleichen. Einschalten werde ich trotzdem weiter, das Grundgerüst ist zunächst interessant, Potenzial ist also vorhanden.

The Shannara Chronicles (MTV)

Worum es geht
Die Elfen-Prinzessin Amberle wird überraschend Teil der Auserwählten, die den sagenumwobenen Baum Ellcrys beschützen. Sie hat Visionen von einer dunklen Zukunft, in der Dämonen die Welt zerstört haben. Wie sich bald herausstellt, stirbt Ellcrys langsam aber sicher und mit jedem Blatt, dass er verliert, wird ein Dämon in die Welt gesetzt.

Zur selben Zeit stirbt Wills Mutter und er beschließt, seine Heimat zu verlassen. Er bekommt sogenannten Elfensteine mit auf den Weg, die ihm allerdings gestohlen werden. Er trifft auf den Druiden Allanon, der nach Jahrzehnten wieder erwacht ist und nun versucht gemeinsam mit dem Elfenkönig Eventine (John Rhys-Davies, Zwerg Gimli aus Der Herr der Ringe) die Welt zu retten. Er eröffnet Will, dass sein Vater einst ein großer Elfenkrieger war und einen großen Teil zur Beendigung des letzten großen Krieges beitrug - unter Nutzung von Magie. Und so begeben sie sich auf die Suche nach Amberle, die nach ihrer Vision floh. Nachdem einer der frei gewordenen Dämonen sechs der sieben Auserwählten tötete, ist sie die Einzige, die Ellcrys noch beschützen kann.

Wie es war
MTV hat es geschafft, eine einzigartige Welt in einem völlig eigenen Kosmos auf die Mattscheibe zu zaubern. Denn ähnlich wie Game of Thrones und anders als die beiden anderen hier besprochenen Serien, spielt The Shannara Chronicles in einer völlig eigenen Welt. Und das kostet die Serie mit tollen Bildern, atemberaubenden Kamerafahrten und tollen, differenzierten Sets auch aus.

Die Mythologie der Serie ist stimmig, die Charakterbeziehungen teilweise sehr verwoben. Es macht Spaß sich in dieser Welt einzufinden. Dabei spart MTV nicht an nackter Haut und brutalen Kampfszenen. Kein GoT-Level, aber durchaus beachtlich.

Außerdem kommt eine Art Rollenspiel-Gefühl auf, wenn sich unsere Helden in ihre Quests in eine uns unbekannte Welt stürzen. Die Mischung aus für alle Unbekanntem und Einführung einzelner Charaktere in ihre eigentliche Welt ist hier gelungen, spielt sich kaum nach Schema F ab. Alles fühlt sich monumentaler an, was natürlich von eben erwähnter optischer Gestaltung unterstützt wird.

Fazit
Fluch oder Segen? Wie immer lässt sich das nicht eindeutig sagen. Die beiden ersteren Serien haben Potenzial, wenn sie das nicht verspielen, könnte auch hier durchaus etwas tolles draus werden. Shadowhunters ist in diesem Dreiergespann das schwächste Glied, sicher auch aufgrund der anvisierten Zielgruppe des Senders und der damit verbundenen weniger intensiven Gestaltung.

Als momentaner Sieger geht für mich The Shannara Chronicles hervor, dass durch seine Welt und eine Fokussierung auf mehrere Charaktere besticht. Gesagt werden muss allerdings, dass die Serie auch die doppelte Zeit hatte, um ihre Einführungsgeschichte zu erzählen, da sie mit einer Doppelfolge startete.

Fest steht, dass es für den geneigten Fantasy-Fan, zu denen ich mich zähle, durchaus positiv zu bewerten ist, solche Serienprojekte realisiert zu sehen. Und dann kann man getrost auch auf einen Fehlgriff verzichten. Momentan bleibe ich bei allen drei Serien am Ball.