Mittwoch, 22. Oktober 2014

Alles Krimi, oder was? - Wie es um die deutsche Serie steht



Diesmal soll es ausnahmsweise nicht um die üblichen Verdächtigen der US-Serienlandschaft gehen, sondern um hiesige Produktionen. Dass es gar nicht so leicht ist, erwähnenswerte, weil gute, Serien zu finden soll dabei auch thematisiert werden.

Beginnen wir also einmal damit, einen Grund zu suchen, weshalb nahezu jeder Serienjunky sich nur dann für einen solchen hält, wenn er auf seiner Liste 20 US-Serien hat und sich lediglich zwischendurch "auch mal" eine deutsche Serie anschaut.

Zunächst hat serieller, fiktionaler Stoff in den USA einen größeren Stellenwert, schon seit Urzeiten wird in den sogenannten "Seasons" (jeweils September bis Mai) eine ganze Horde neuer Serien (und zwar jedweder Art) auf den TV-Markt geworfen. In Deutschland hingegen planen die Sender inkohärenter, füllen viele Abende mit der X-ten Wiederholung eines Spielfilms oder auch Unterhaltungsshows. Dabei haben es Serien schwer, denn nicht nur unterbricht man die regelmäßigen Ausstrahlungen, man liefert gleichzeitig auch noch einmalige Gründe, die ein oder andere Folge der gerade erst gestarteten Serie zu verpassen und so den Anschluss zu verlieren. Zu allem Überfluss liefert das Ausland (und da eben besonders die USA) genügend kreativen Nachschub um die Zuschauer zu befriedigen. Dass wir dabei dumpf amerikanische Probleme konsumieren ist ein Nebeneffekt. Dabei gäbe es auch in Deutschland gute Grundlagen für Politthriller, Milieu-Serien oder andere Genre-Serien - und zwar fernab jeglicher Krankenhaus- oder Krimisettings.

Damit wäre wir beim nächsten Problem: Wenn in Deutschland eine Serie produziert wird, dann ist sie zu 70 %iger Wahrscheinlichkeit ein Krimi. Der Rest wird gefüllt mit der ein oder anderen Arztserie und im ZDF gern mit Familienserien mit Tieren (Robben, Affen...). Anwaltsdrame à la Good Wife? Plotthriller wie Scandal? Fehlanzeige. Selbst die deutsche Comedy ist nicht mehr das, was sie einmal war. Trotz all dessen gibt es ein paar Beispiele, die neben qualitativ auch noch erfolgreich sind und waren.

Die RTL-Comedy-Ära

Ende der 90er, Anfang der 2000er gab es eine Handvoll durchaus sehenswerter und gut besetzter Comedies im RTL-Freitagsprogramm. Allesamt aus der deutschen Mitte gegriffen und eben deshalb oft auch witzig - da für viele nachvollziehbar. Nikola mit Mariele Millowitsch und Walter Sittler zum Beispiel, die im Krankenhaus stritten und auch noch im selben Haus wohnten, was dazu führte dass die Grenzen schnell verwischten. Oder auch die Normalo-Comedy Ritas Welt über Supermarkt Kassiererin Rita (Gaby Köster) und ihre Kollegen sowie Familie. Und selbst die flachen Witze im Kölner Kiosk bei Atze Schröder in Alles Atze sind noch ein recht guter Beweis, dass Comedy auch in Deutschland durchaus funktioniert. Typisches deutsches Beamtentum wurde durch Jochen Busse in Das Amt aufs Korn genommen und Die Camper lieferten mit der deutschen Tradition des Campings ihre Geschichten ab. Oberdrauf garnierte RTL 2001 den Comedy-Block mit dem von mir sehr geliebten Mein Leben & Ich, in dem Wolke Hegenbarth einen sarkastischen und mürrischen Teenager spielt. Hippieeltern und Schulsetting spiegeln das typisch deutsche Gesellschaftsbild wieder. Und das macht die Charaktere identifizierbar. Leider verschob RTL die Ausstrahlung der letzten, sechsten Staffel auf SuperRTL, wo es zuletzt 2010 im Nachtprogramm versauerte.

Ansonsten setzte RTL vorrangig auf Knall-Bumm-Peng im Stil von Cobra 11, Balko oder Der Clown. Und auch spätere Comedy-Produktionen waren überschaubar - sowohl inhaltlich als auch erfolgstechnisch. Erst mit Der Lehrer scheint wohl wieder eine Art Erfolg gelungen zu sein.

Die Bora-Dagtekin-Dramedy

Bora Dagtekin ist so etwas wie der Messias für jeden Serienfreund in Deutschland. Denn er schuf zwei äußerst witzige, echte Serien mit verschrobenen Charakteren, die trotzdem sympathisch waren - noch bevor er mit Fack ju Göhte die Kinokassen sprengte. Auch im Kino erfolgreich, jedoch schon zuvor als Serie in der ARD zu sehen: Türkisch für Anfänger. Josefine Preuß und Elyas M'Barek spielten die beiden Protagonisten der Familiencomedy. Und die war so deutsch, wie sie sein konnte: Mutter Alt-Hippie, Vater Polizeibeamter aus türkischer Einwandererfamilie. So macht man sich das deutsche Gesellschaftsbild zu Nutze und kreiert herrliche Konflikte. Dabei zuzusehen, wie Vorurteile und Klischees durch gekonnte Charakterzeichnung und gute Komik langsam aufgeweicht werden, machte einfach Spaß.

Auch wenn der zweite Streich auf dem Papier vielleicht nicht so kreativ anmutet, so ist es Doctor's Diary gelungen, ein breites Publikum durch eine deutsche Produktion zu begeistern. Trotz dass es sich hier um eine Krankenhausserie dreht, so ist man weit entfernt von dem staubtrockenen In aller Freundschaft oder Antiquitäten wie Für alle Fälle Stephanie. Sexy, witzig und manchmal auch ganz schön drüber -  der Zuschauer fiebert mit Dr. Gretchen Haase (Diana Ampft) mit, wenn sie ihren Krankenhausalltag zwischen Dr. Mehdi Kahn (Kai Schuhmann) und Dr. Marc Meier (Florian David Fitz) verlebt. Bis in die kleinsten Rollen gut besetzt, liefert die Serie sowohl emotional als auch für die Lachmuskeln guten Stoff. Wenn auch leider nur über drei sehr kurze Staffeln so ist die Serie zumindest eine gute Tat des ausstrahlenden Senders RTL.

ProSieben/Sat1 mit Hochs und Tiefs

Immer noch die größten Bestrebungen, im fiktiven Bereich Serien zu produzieren, zeigt seit Jahren Sat1. Leider nicht so oft von durchschlagendem Erfolg gekrönt (was an abgekupferten Konzepten wie dem deutschen Dr. House "Dr. Molly & Karl" liegt), schaffte es der Sender trotzdem, zwei Serien dauerhaft zu etablieren. Und zwar gleich im Doppelpack. Der letzte Bulle spielt als Krimi zwar wieder in einer typisch deutschen Liga, unterscheidet sich aber insofern, als dass sich zumindest die Backstory deutlich von anderen Krimis unterscheidet.

Danni Lowinski liefert zwar auch das Fall-der-Woche-Schema, jedoch auf äußerst erfrischende Weise. Die ehemalige Friseurin, die auf dem zweiten Bildungsweg Anwältin wird, die aber aufgrund eben dieses keinerlei Anstellung findet, gründet kurzerhand ihre eigene Kanzlei. Ihr "Büro" befindet sich im Gang des Einkaufszentrums, ihr Stundensatz beträgt einen Euro. Somit kommen wir mit Fällen in Verbindung, die durchaus eher sozialer als materieller Natur sind, das ungewöhnliche Setting erlaubt es Danni (Anette Frier), sich begründet übermäßig zu involvieren, etwas das zum Beispiel dem bereits angesprochen Für alle Fälle Stephanie nie gelang (Warum sollte sich eine Krankenschwester in die privaten Angelegenheiten ihrer Patienten so permanent einmischen?). Und auch die Nachbarn im Kaufhaus sowie ihr eigener Hintergrund erzählen ein bisschen was von der deutschen Gesellschaft. Der Gute Eindruck der Serie ging sogar soweit, als dass sich der US-Sender The CW (eines der 5 großen Networks) für eine US-Adaption des Stoffes interessierte. Hört hört!

Sat1 war es auch, die uns mit Edel & Starck eine weitere Anwaltsserie brachten, die mit ihrem Charme und der Chemie zwischen den beiden Dauerstreithähnen in der Kanzlei zu überzeugen wusste. Christoph M. Ohrt und Rebecca Immanuel zeigten uns, wie deutsche Anwälte aussehen, im Gegensatz zu den oft noch extremeren US-Pendents.

Selbst ProSieben hatte einst eine kleine Perle am Start, die leider unbemerkt auf den Grund des (Quoten-)Meeres sank. Freche Dialoge und das Lebensgefühl einer jungen Generation Großstadtbewohner  kennzeichneten die Serie Verrückt nach Clara. Auf einer französischen Vorlage basierend, wurde leicht verdeutscht und geboren war eine deutsche Serie, wie ich sie mir vorstelle: Leise Momente, gefolgt von einem kessen Spruch der Hauptdarstellerin gepaart mit einer guten Portion Liebes- und Lebensdrama. Leider kam die Serie beim deutschen Zuschauer so gar nicht an und ProSieben verschob die Serie von 20:15 auf 22:15 und schließlich ins Nachtprogramm.

Dass Adaptionen ausländischer Projekte inklusive Verdeutschung super funktionieren können, zeigten die Macher von Stromberg. Fünf Staffeln lang mimte Christoph Maria Herbst in der deutschen Version von "The Office" (das britische Original wurde bereits in den USA adaptiert) die höchst eigene Version eines deutschen Chefs. Gekrönt wurde der Erfolg von einem Film.

Krimi-ZDF und Ideen bei der ARD

Während sich das ZDF im Serienbereich quasi ausschließlich auf Krimis spezialisiert, kommt der sonst so kritisierte, weil altbackene Sender ARD deutlich öfter mit frischen Ideen daher, wenn auch oft nur im Vorabendprogramm. Sternenfänger mit Oliver Pocher und Nora Tschirner war so ein Beispiel, ein typisches Jugenddrama mit super Setting und guten Stories. In jenem Vorabendprogramm war auch Türkisch für Anfänger zu finden sowie das überaus witzige Berlin, Berlin mit Felicitas Woll und Jan Sosniok. Selbst UmHimmels Willen möchte ich als guten Versuch werten, die Serienlandschaft in Deutschland aufzuwerten. Denn obwohl es in der Serie um ein Kloster und dessen Bewohnerinnen - also Nonnen - geht, kommt typisch deutscher Kleinstadtdümpel in Form des Bürgermeisters (grandios: Fritz Wepper) dazu, der sich regelmäßig mit der von Jutta Speidel potraitierten Schwester Lotte anlegt. Auch die Moralkeule in Form von christlichem Übereifer wird erfreulich selten geschwungen. Über den späteren Verlauf mit Umbesetzung und künstlichem am Leben halten sei an dieser Stelle nichts gesagt. Die Grundidee war jedoch durchaus charmant und gut umgesetzt.

Fazit

Ich gebe zu, es gibt sie, die guten deutschen Serien. Doch leider ist es deutlich schwieriger eine Handvoll zu finden, als auf dem breit gefächerten US-Markt. Und ja, auch dort gibt es Müll und eine Menge Crime-Procedurals. Ich habe auch nichts gegen Krimis, aber in der Hülle und Fülle und zunehmend unkreativeren Art und Weise wäre es mal an der Zeit für ein paar neue Ideen. Wenn man sich zusätzlich dazu noch den ein oder anderen Import (Erfolg ist auch hier nicht garantiert) sparen würde, so könnte man eventuell auch einem deutschen Format eine Chance geben. Die hier gezeigten Beispiele zeigen zumindest schon einmal, dass es durchaus möglich ist, in Deutschland eine gute Serie zu machen und dabei auch erfolgreich zu sein.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Bitte wieder einschalten! - Die Piloten der Herbstseason 14/15



Es ist wieder soweit, die Herbstseason hat in den USA begonnen. Und wieder buhlen viele Serienprojekte um die Gunst der Zuschauer. Doch nicht nur in den USA erwarten viele die Neustarts sehnsüchtig, auch im Rest der Welt stellen sich Serienjunkies ihre Wecker. Wie bereits im letzten Eintrag angeschnitten, gibt es einige Superheldenadaptionen und Spin-Offs, doch auch Drama-Neustarts sowie Comedies feiern auf den fünf Networks Premiere.

Hier soll ein kurzer Abriss zu den bisher gelaufenen Piloten entstehen, der sich auf die jeweils erste Folge bezieht, egal ob zu diesem Zeitpunkt bereits eine oder mehrere andere Folgen gelaufen sind.


Angelehnt an den Filmtitel "Dead Poets Society" spielt die Serie zwar in einem Krankenhaus, legt den Fokus jedoch nicht auf die Ärzte und spektakuläre Fälle, sondern auf eine Gruppe teilweise extrem kranker Patienten auf der Pädiatriestation. Dabei habe ich die Serie ursprünglich gar nicht auf dem Schirm gehabt, war dann allerdings äußerst positiv überrascht. Einfühlsam wird jeder Charakter eingeführt und bisher sind die Sympathien recht hoch. Auch wenn das Krankenhaus eher utopischen Vorstellungen entspricht, gefällt mir der Ton der Serie und der Fokus auf die Charaktere und deren Ängste und Beziehungen. Schön wird gezeigt, wie die jungen Patienten durch die Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit erstaunlich erwachsen sind. Die erwachsenen Charaktere wiederrum bleiben noch etwas farblos, Krankenschwester Jackson (Octavia Spencer, The Help) erhält dabei noch das tiefste Profil. Ihre strenge Art wird durch ihre Verbundenheit mit den Kindern gut gebrochen.

Dr. McAndrew (Dave Annable, Brothers & Sisters) wirkt dagegen noch profillos und der Hyper-Hypochonder, der dem Krankenhaus nach seinem Tod sein nicht unbeträchtliches Vermögen vermachen wird und daher auch dort wohnt (!), stellt für mich ein kleines Fragezeichen dar. Bleibt zu hoffen, dass FOX aufgrund der schlechten Quoten nicht zu schnell den Stecker zieht. Denn ich würde mich noch über ein paar mehr Folgen der Red Band Society freuen.

Gotham (FOX)

Von Fans herbeigesehnt, hinterlässt der Pilot bei mir gemischte Gefühle. Die Story von Jim Gordan (Ben McKenzie, The O.C.) ist mit weitgehend unbekannt, was auch von Vorteil sein kann, da die Überraschungen größer sind. Der Pilot hat mich soweit überzeugt, doch mir drängte sich ständig die Frage auf, wie es denn jetzt weitergeht. Denn eines schafft der Pilot meines Erachtens nicht: Er stellt nicht genügend dar, welche Struktur die Serie haben wird. Erleben wir Cases-of-the-Week oder eher fortlaufende Stories?

Das dunkle Setting und die Darstellung, was bei Polizei und Gesellschaft im Argen liegt, sowie die schauspielerische Leistung der Protagonisten überzeugten mich allerdings, was mich dazu bewegt, ein paar weitere Folgen zu schauen. Interesse wecken bei mir vor allem die angeteasten Schurken im Frühstadium. Wenn hier nichts überstürzt wird, könnte das alles sehr spannend werden.


Puh. Dieser Pilot ist schwierig. Der Genremix aus Crime-, Anwalts- und Dramaserie hatte mit dem Trailer hohe Erwartungen gesetzt. Diese wurden zwar soweit auch bestätigt, jedoch mit einigen anderen Entwicklungen gewürzt, die mir bisher etwas fragwürdig erscheinen.

Die Serie handelt von der brillanten Anwältin Annalise Keating (Viola Davis, The Help), die am College einen berühmten Kurs lehrt: Criminal Law 100, von ihr als "How to Get Away with Murder" bezeichnet. Jedes Jahr sucht sie sich ein paar besonders gute Studenten heraus, die ihr in ihrer Firma helfen sollen. Soweit, so gut. Gemixt wird der Pilot allerdings mit einigen Sequenzen, die drei Monate in der Zukunft spielen und zeigen, wie eben jene erwählten Studenten (vier an der Zahl) offensichtlich einen Mord begingen und jetzt versuchen, diesen zu vertuschen. Dazu kommt eine private Entwicklung der Protagonistin, die von meiner Ansicht nach untypischem Charakterverhalten begleitet wird.

Zu allem Überfluss bleiben die vier studentischen Hauptcharaktere allzu blass dargestellt, Sympathien wollen nicht so recht aufkommen. Wie bei Gotham ist auch hier der weitere Handlungsverlauf undurchsichtig. Procedural mit rotem Faden oder doch Drama mit einigen eingestreuten Fällen. Auch hier lautet die Entscheidung, erstmal weiter zu sehen. Vielleicht entwickelt sich die Serie ähnlich gut, wie Scandal und der Pilot fügt sich dann nahtlos ein.

Ein kleiner Serienjunky-gasm ereilte mich völlig unvorbereitet: Liza Weil, die schon in Scandal in der ersten Staffel mit an Bord war und vielen aus Gilmore Girls als nervige, aber doch liebenswerte Paris Geller bekannt ist, spielt einen der beiden Sidekicks von Mrs. Keating. Sehr zu meiner Freude.


Weitestgehend überzeugt hat mich die neue CBS-Serie Madam Secretary. Nach dem mysteriösen Tod des Außenministers, wird die Ex-CIA Agentin Elizabeth McCord (Téa Leoni), die jetzt am College lehrt und eine glückliche Ehe führt, vom Präsidenten persönlich als Nachfolgerin auserkoren. Sie nimmt den Job an und bekommt im Piloten sofort einiges zu tun. Zwar ist der Plot leider nicht besonders bissig oder von besonderer politischer Tragweite, doch das Ensemble um die neue Außenministerin verspricht, interessant zu werden. Ihr eloquenter Assistent Blake (der einzige in ihrem Stab, den sie selbst wählte) und auch ihr Rivale in Form des Stabschefs des Präsidenten Russell Jackson (Zeljko Ivanek) machen besonders Lust auf mehr. Nicht ganz so überzeugt bin ich von der angedeuteten "großen Verschwörung", die im Gange ist. Hier wurde, glaube ich, zu viel gewollt und zu sehr von Scandal abgekupfert.

Da der Fokus im Piloten sehr auf Leonis Charakter und dessen Einführung lag, lässt sich noch nicht wirklich viel sagen. Bis auf die angesprochenen beiden, hat es der Pilot auch hier nicht geschafft, die weiteren Charaktere ausreichend gut zu beleuchten. Gerade die Familie der neuen Außenministerin (inklusive Ehemann Henry, gespielt von Tim Daly)bleibt etwas zu sehr wie ein Fremdkörper und scheint noch keinen rechten Platz zu haben. Im Duo mit The Good Wife erweist sich die Serie allerdings als intelligent programmiert und könnte sich gern etwas von eben jener abgucken.

A to Z (NBC)

Boy meets Girl, Boy falls in love with Girl. Boy dates Girl for 8 months. Und dann? Vor diese und weitere Fragen stellt uns die neue Serie A to Z. Der Pilot leistet gute Arbeit, stellt die beiden Protagonisten als sympathische Menschen vor, die durchaus auch Chemie haben. Ihre Freunde bekommen auch schon etwas Arbeit und ein überraschendes Ende.

Diese Comedy ist keine Komödie im klassischen Sinne, laute Lacher gab es bei mir kaum. Aber ein wohlwollendes Schmunzeln ist manchmal auch besser als ein Kopfschütteln, wenn der Haudrauf-Humor so gar nicht funktionieren wollte. Und so zeigt der Pilot ein paar Einblicke vor allem in das Arbeitsleben von Andrew, der bei einer Online-Dating-Seite arbeitet. Der kleine Hinweis darauf, dass diese keineswegs daran interessiert sind, dass ihre Kunden die großen Liebe finden, weil sie ja dann keine Kunden mehr sind, war schon der erste Gag, der mir gefiel. Andrews Kumpel scheint mir noch etwas drüber, aber diesen Charakter gibt es heutzutage fast in jeder Serie. Zelda darf zumindest in Rückblenden zeigen, dass sie gern Anwältin ist, schließlich erledigt sie die pro-bono-Fälle ihrer Kanzlei. Die kleinen Widrigkeiten auf dem Weg zum ersten Kuss der beiden sieht man sich auch ganz gern an, was vor allem an den beiden tollen Hauptdarstellern liegt. Christin Milioti (Die Mutter aus HIMYM) und Ben Feldman (Mad Men) machen ihren Job super, sowohl allein als auch im Zusammenspiel tragen sie die Serie und geben ihre ihre süße Würze. Da bin ich gern noch eine Weile dabei. Schließlich will ich ja wissen, was nach den acht Monaten des datens passiert! (Nicht, dass Ms. Milioti schon wieder stirbt!)

Bad Judge (NBC)

Obwohl ich durchaus Sympathien für Kate Walsh habe, so fällt mir zu diesem Piloten wenig Gutes ein. Als völlig desaströse Richterin, die zu spät kommt, ihre Arbeit nicht richtig macht und dann auch noch einen Kater hat und damit nicht mal hinterm Berg hält, verwundert es mich, dass es zu dieser Serie kommen konnte - sprich: Dass diese Frau noch als Richterin arbeiten darf.

Rebecca Wright ist auch sonst etwas wrong im Kopf: Sie verurteilt Kleinkriminelle, so wie es sich gehört, lässt sich dann aber auf deren Kinder ein und hilft denen in ihrer Freizeit - und in der Arbeitszeit. Sehr zum Leidwesen ihres Vorgesetzten. Und besonders herzerwärmend ist ihr Sozialeinsatz ehrlich gesagt auch nicht. Die Nebenfiguren treten gar nicht weiter in Erscheinung. So sehr ich Ryan Hanson (Veronica Mars) auch liebe, so sehr passt er auch nicht in diese Umgebung. Dann schaue ich mir lieber seine Webseries "Play it Again, Dick" an. Dort kann man wenigstens lachen. Womit ich beim letzten Punkt angekommen bin: Trotz dieser Ansammlung von Quatsch, könnte es guter Humor schaffen, alles etwas zu überspielen oder ironisch zu gestalten. Wenn es hochkommt, gab es zwei Stellen zum Schmunzeln und keinen einzigen Lacher. Der Rest war Fremdscham.

Damit ist wohl mehr als deutlich, dass diese Serie für mich mit ihrem Piloten gestorben ist. Tut mir leid, Ms. Walsh, aber Trash schaue ich nur, wenn ich auch darüber lachen kann.


A to Z hui, Bad Judge pfui! Und dazwischen ist irgendwo Manhattan Love Story. Ein paar schöne Momente gepaart mit der netten Idee, die Gedanken der beiden Protagonisten als Voiceover zu platzieren machen die pro-Spalte aus. Diese nette Idee nur mittelmäßig umzusetzen und den Charakteren dadurch nicht gerade Sympathien zukommen zu lassen, stehen dagegen auf der kontra-Seite. JakeMcDorman spielt interessanterweise seine Rolle des Evan aus Greek um ein paar Jahre gealtert weiter. Denn auch Peter ist sehr von sich überzeugt und wirkt daher recht arrogant. Doch auch Dana (Analeigh Tipton) ist weit davon entfernt, Identifikation zuzulassen.

Das forcierte Date der beiden läuft daher erstaunlich gut - zumindest anfangs. Dann reihen sich komische Momente aneinander, gefolgt von einem peinlich Abtritt Danas. Hier wäre jeder Plot in Sex and the City oder auch HIMYM zu ende. Aber nein, die gemeinsamen Freunde forcieren die Paarung ein weiteres Mal. Und anstatt diese Gelegenheit Autoren-seitig zu nutzen um den Charakteren etwas Tiefe zu verleihen, fährt man auch die Zweite vor die Wand. Erst als Peter zur Vernunft gebracht wird, taucht er mit ernstem Willen bei Dana auf, um sich zu entschuldigen.

Warum die beiden satte drei Versuche mitmachen, bleibt ein Rätsel. Das Ende ist jedoch ganz niedlich und verleitet mich zu hoffen, dass eventuell noch mehr drin ist. Danas Nebenplot auf Arbeit stellt sich für mich als unlogisch und von ihrer Seite falsch behandelt dar. Aber gut, er wurde gebraucht um den Hauptplot aufzuwirbeln. Ein paar Folgen Gnadenfrist gewähre ich der Serie, vielleicht schafft sie es ja doch noch, mich zu überzeugen. Der Pilot hat es jedenfalls nicht geschafft.

Selfie (ABC)

Der Social-Media-Addict Eliza Dooley (Karen Gillan) wird auf einer Firmenreise auf verschiedenste Arten gedemütigt. Dadurch bemerkt sie, wie unangenehm es auf der Verliererseite der Social Networks aussieht und fühlt sich an ihre Highschoolzeit erinnert. Sie erfährt von Henry (John Cho), der für das Unternehmen in dem beide arbeiten ein re-branding für ein Produkt durchgeführt hat, und möchte, dass er das gleiche mit ihr tut.

Was zunächst etwas komisch anmutet, gewinnt durch viel Charme und Sympathie recht schnell an "like". Denn nicht nur Eliza hat ein mächtiges Problem (es dreht sich alles um sie und ihre Darstellung auf Facebook, Twitter und Instagram), sondern auch Henry scheint ein paar Baustellen zu haben. Und so begeben sich die beiden auf den für Eliza langen Weg zu Empathie und Altruismus. Begleitet werden sie dabei von ein paar noch nicht ganz so in Erscheinung getretenen Nebencharakteren. Einzig Charmonique durfte schon ein bisschen anbandeln und wirkt durchaus "likable". Dabei ist der Humor zuweilen etwas drüber (besonders in der Anfangssequenz im Flugzeug und den Kotztüten), kommt aber vor allem durch die Nutzung von Internetsprache, wie zum Beispiel Hashtag oder L-O-L, im normalen Sprachgebrauch zum Tragen. Tendenz: Wieder einschalten.