Sonntag, 21. September 2014

Please Reboot, then Adapt, but don't Spin-Off!



Wenn eines auffällt in der Serienlandschaft, dann ist es der Drang, alles Mögliche zu rebooten und adaptieren. Erst kürzlich las ich über ein geplantes Charmed-Reboot, danach hörte ich von einer Freundin, dass Full House wiederbelebt werden soll. Waren es vor ein paar Jahren noch Vampire und Musical Shows, so bekommt man den Eindruck, dass wir uns jetzt in der Reboot-Phase befinden. Dazu kommen noch mindestens genauso viele Superhelden-Adaptionen wie einst Vampir-Serien. Ganz zu schweigen von der Welle an Spin-Offs.

Was hat das für Gründe? Fällt den Serienschöpfern nichts Besseres ein? Gibt es tatsächlich gute kreative Grundlagen für die Wiederbelebung von alten Formaten? Muss man wirklich auf jeden Zug auspringen? Ich möchte einen Blick auf die Erfolgschancen solcher Bestrebungen werfen, am Beispiel einiger bereits laufender Reboots respektive Adaptionen/Sequels.

Sequels
Beverly Hills, 90210 goes 90210 oder: Wie man es besser nicht macht.

Eines der prominentesten (wenn auch nicht über alle Maßen erfolgreichen) Beispiele der letzten Jahre für eine Adaption eines alten Erfolgsstoffes ist wohl 90210, jene Postleitzahl, die in den 90ern Teenagerherzen höher schlagen ließ. Dylan, Kelly, Brendan & Co. lieferten überaus erfolgreich Woche für Woche neue Stories. Nach 10 Jahren war Schluss. Vorerst, denn 2008 belebte das kleine Network The CW die Serie wieder. Und man ließ sich nicht lumpen: Sequel und quasi-Reboot in einem war die Serie. Denn man blieb in der alten Welt, verlagerte die Serie in unsere Zeit, verband ein paar neue Charaktere mit den alten und gewann Schauspieler der alten Riege (bspw. Jennie Garth und Shannon Doherty) für Gastauftritte. Dazu war das Ursprungssetting dem der Mutterserie ähnlich. Mit Dixon und Annie kam ein Geschwisterpaar samt Eltern neu in die berühmte Postleitzahlzone.

Fünf Staffeln gab es vom Sequel, nicht annähernd so erfolgreich wie die Mutterserie waren diese. Diverse Umstrukturierungen, inhaltliche Neuausrichtung und neue Charaktere kennzeichneten die Serie. Und so ging sie etwas sang- und klanglos 2013 zu Ende.

Auch das Spin-Off von Beverly Hills, 90210, Melrose Place, bekam durch The CW einen modernen weiter-Erzähler. Während die Originalserie über sieben Staffeln lief, brachte es ihr Sequel nur auf eine einzige - da konnte auch Heather Locklear nicht helfen.

Dallas - 1978 und 2012 oder: Schon besser!

Ein Gegenbeispiel ist schwer zu finden, doch eines habe ich: Dallas (2012). Von den Kritikern als recht gut befunden, kommt die "Next Generation" der absoluten Kultserie Dallas (1978) bereits auf drei Staffeln. Tendenz steigend. Liegt es also an der längeren Zeitperiode zwischen Original und Sequel? Oder am besseren Writing? Wohl eher letzteres gepaart mit einer Ausstrahlung auf einem Spartensender (TNT).

Reboots
Neben den Sequels, gibt es auch einige Reboots, die mehr oder minder erfolgreich sind oder waren. Auf der mehr-Seite steht seit 2010 Hawaii Five-0 auf CBS sowie seit 2012 Beauty and the Beast auf The CW. Auf der minder-Seite stehen die beiden Reboots von Ironside (2013) und Chalie's Angels (2011), die jeweils nicht mal eine ganze Staffel überlebten und das obwohl zumindest Charlie's Angels bereits zwei recht erfolgreiche Filme in der Neuzeit lieferte.

Erfolgschancen also 50:50? Vielleicht. Zumeist versuchen die Macher entweder zu sehr, sich am alten Stoff zu orientieren, sodass alles altbacken und wiederaufbereitet erscheint, oder aber man meint, die neue Serie so stark zu erneuern, dass vom Original - und vor allem von dessen Charme - nicht viel übrig bleibt.

Adaptionen
Superhelden-Adaptionen: Die Welt war nie sicherer

Im Kino gehen sie durch die Decke: The Avengers (2013), The Dark Knight (2008)/The Dark Knight Rises (2012), Man of Steel (2013) und Guardians of the Galaxy (2014) sind nur einige Beispiele.

Und was die Leute im Kino sehen wollen, das geht sicherlich auch gut auf dem kleinen Bildschirm. Nunjain. Zuerst einmal verfügen die oben genannten Mega-Blockbuster (man verzeihe mir diesen Über-Superlativ) über ein wesentlich größeres Budget, dazu kommen um einiges bekanntere Schauspieler und der Vorteil, den das serielle Erzählen schon aufgrund seines Formates ausschließt: Kompakte Stories, nur alle zwei bis drei Jahre eine. Und nicht Woche für Woche. Das soll natürlich nicht heißen, dass das im TV gar nicht funktioniert, aber es ist schwieriger.

Bisher haben ABC mit Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D. und The CW mit Arrow recht erfolgreich getestet, wie Comic-Adaptionen im TV aussehen können. The CW hat deshalb gleich noch The Flash bestellt, ABC kommt mit einer extravaganten Adaption namens Marvel's Agent Carter daher, die die Geschichte von Captain America's Freundin Peggy Carter nach dem ersten Captain America Film weitererzählt. Dazu gesellen sich das Batman-Prequel Gotham auf FOX und Constantine auf NBC. Und CBS? Die haben sich kürzlich die Rechte an Supergirl gesichert...

Erfolgsaussichten? Wie immer entscheiden Timeslot  und selbstverständlich die Qualität. Aber der besondere Bonus des Bekannten könnte helfen, dass die Serien tendenziell etwas bessere Chancen haben. Zudem beschert man uns tatsächlich keine platten Erzählungen, sondern arbeitet unbekanntere Stoffe auf, respektive gibt bekannten Stoffen einen neuen Anstrich. Die düsteren Formate Gotham und Constantine werden von Fans schon sehnlichst erwartet und auch ich habe schon ein Auge auf die Trailer geworfen und Blut geleckt.

A Movie and six Seasons

Jeder Serienjunky hat wohl schon von "Six Seasons and a Movie" gehört, der Twitter-Spruch, der Community noch bekannter machte. Was bei Community noch aussteht, haben Sex and the City sowie Veronica Mars (spektakuläres Crowd-Funding-Projekt) bereits geschafft. Doch immer häufiger wird der Spieß einfach umgedreht.

Zuletzt wurden About a Boy (verlängert) und Bad Teacher (abgesetzt) seriell adaptiert. Ein Unterfangen, was mich vor die Frage stellt, was das denn bitte soll. Nicht nur, dass dies Filme sind, die keiner Fortsetzung bedürfen (die Gründe sind höchst verschieden und sollen nicht weiter besprochen werden), es ist vor allem die Frechheit, dass die jeweiligen Piloten der erwähnten Serien in 21 Minuten (!!!) eine Kurzfassung des Plots der Originalfilme liefern und dann auf komplett neues Terrain vorstoßen. Absolut schlecht. Dabei sollen beide als Comedies natürlich lustig sein, was bei mir leider gar nicht zündete.

Weiter geht's demnächst mit Serien, die auf den Filmen Minority Report, Shutter Island und 12 Monkeys basieren. Recht positiv soll meines Wissens nach die Serienadaption von Fargo sein, na wenigstens ein positives Beispiel.

Spin the Hell off! - Der Spin-Off-Wahn

Neben den ganzen Bestrebungen, Film- oder Comicvorlagen zu adaptieren und alte TV-Serien wieder aufleben zu lassen, ist die unkreativste Art und Weise, eine neue Serie zu entwerfen, wohl das Spin-Off, zumindest so, wie es derzeit am häufigsten geschieht.

NBC startete 2012 recht erfolgreich Chicago Fire, nur um es im Jahr darauf mit einem Spin-Off zu ehren - Chicago P.D.

Nachdem CBS die beiden CSI-Spin-Offs Miami (2002 - 2012) und New York (2004 - 2013) abgesetzt hatte, wurde die Mutterserie in die nunmehr 15. Staffel geschickt und ein weiteres Spin-Off bestellt - CSI: Cyber.

Ein weiterer Veteran wurde bei CBS mit seinem zweiten Spin-Off bedacht. Nachdem NCIS: Los Angeles 2009 startete (Mutterserie 2003), kommt anno 2014 NCIS: New Orleans.

Selbst ABC versuchte seinen veritablen Serien-Hit Once Upona Time (2011) mit einem Spin-Off auszuschlachten. Once Upon a Time in Wonderland ging allerdings nach einer Staffel verschütt.

Und auch das kleine Network The CW darf hier nicht fehlen: 2013 wurde mit The Originals ein Spin-Off zum erfolgreichen The Vampire Diaries gestartet und für die Season 2014/15 um eine zweite Staffel verlängert.

Diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen, sicherlich auch mit weitaus komplexeren Spin-Off Grundkostellationen (ich erwähne nur mal kurz das Breaking Bad Spin-Off Better Call Saul), doch die oben genannten Beispiele sollen ja meine Grundthese stützen.

Dass die neuen NCIS- und CSI-Spin-Offs erfolgreich sein werden, das ist unbestritten. Ob sie der Qualität im Fernsehen einen positiven Beitrag liefern dagegen schon. Wie immer hat niemand etwas gegen Formate jeglicher Art, die etwas zu sagen haben, auch wenn es sich dabei um ein Spin-Off handelt. Derart generische Abklatsch-Geldruckmaschinen sind allerdings keine guten Aussichten für die TV-Landschaft.

Fazit

Und nun bekomme ich wieder den Bogen zu Full House und Charmed. Können die Wiederbelebungen/Reboots funktionieren? Im Fall von Full House eventuell. Die Familien-Comedy ist zurück und die Weitererzählung könnte alte Schauspieler und Anspielungen mit einbinden. Zudem ist die Originalserie lange genug vorbei, um ein neues Publikum zu begeistern.
Für den Fall Charmed sehe ich schwarz. Zum einen sind erst sieben Jahre seit dem Ende des Originals vergangen, zum Anderen kann ich mir als Fan des Originals kein Reboot vorstellen, in dem ich nicht mit Holly MarieCombs, Alyssa Milano, Shannon Doherty und Rose McGowan vergleiche.

Der Superheldenmanie blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Zum einen freue ich mich mit zunehmenden Comic-Interesse an der Vielzahl verschiedener Shows, sehe aber auch die Gefahr, dass die Networks auf Teufel komm raus die Cashcow Comics melken wollen und dabei die Qualität auf der Strecke bleibt.

Und ein letztes Problem sehe ich noch, eines das die Beispiele im Text alle gemeinsam ausdrücken: Wo zur Hölle ist eure eigene Kreativität, ihr Serienmacher? Warum wird geboot-spin-adaptet was das Zeug hält? Beispiele der letzten Jahre zeigen, dass da noch viel zu ergründen ist. Once Upon a Time ist phänomenal, was den Grad der Kreativität angeht. Und das gerade gestartete Red Band Society zeigt, wie man mit klassischen Stoffen, neue Wege gehen kann. Und das alles, ohne High-Concept-Shit!