Dienstag, 12. Mai 2015

Hello Goodbye - Eindrücke von den Upfronts

Was dieser Tage in den USA in Sachen Network-TV passiert, ist für den gemeinen Teutonen unbekanntes Territorium. Denn momentan verkünden die fünf großen Networks (also die Sender, die jedem US-Amerikaner über die Regionalsender - sog. Affiliates - kostenlos empfänglich sind) ihr neues Programm. Und da geht es schon mal richtig zur Sache mit Fan-Herzen. Denn noch bevor im Herbst eine ganze Armada neuer Serien auf den Zuschauer treffen, müssen sich viele Fans zunächst von einigen ihrer Lieblingsserien trennen.

Ich werde hier einmal meinen persönlichen Upfront-Eindruck kundtun und mich hier und da freuen, aber auch schmerzlich auf Wiedersehen sagen. Und einen kleinen Ausblick auf die neuen Serien gönne ich mir ebenfalls.

Ab Herbst wieder im TV
(ein Auszug)

Ohne Frage wiedersehen werden wir unsere Lieblingsnerds von TBBT, die schon letztes Jahr bis zur 10. Staffel verlängert wurden, selbst wenn auch hier langsam aber sicher der Zenit überschritten scheint. Ein veritabler Hit ist die Show trotzdem noch.

Ganz anders sah es bei einem anderen Urgestein aus: Grey's Anatomy stand zwar nicht direkt auf der Kippe, jedoch gab es durchaus Gedanken daran, dass es hier irgendwann auch einmal vorbei sein wird. Vielleicht nach der jetzt bestellten zwölften Staffel, wenn unter Anderem Ellen Pompeos Vertrag ausläuft. Überhaupt ist der gesamte ABC-Donnerstag weiter: Scandal mit Kerry Washington und How to Get Away with Murder mit Viola Davis kehren jeweils für neue Staffeln zurück.

Die für mich beste Nachricht: Mein geliebtes The Good Wife wird es auch in der siebten Staffel geben. Nach einer weiteren unglaublich starken Staffel hoffe ich nun auf ein rundes Ende, denn die Kings planten angeblich von Anfang an mit sieben Staffeln. Madam Secretary, das am Sonntag gemeinsam mit TGW läuft, wurde bereits vorab für eine zweite Staffel verlängert.

Verlängert ist natürlich auch der Megahit der Midseason: Empire darf sich über eine diesmal 18teilige Staffel freuen. Ein weiterer Midseason-Hit ist auch weiter: The Odd Couple mit Matthew Perry (Friends).

A propos Musikserien: Das durchaus frische (und quotenschwache) Galavant hat es ebenso zu einer weiteren Staffel gebracht, wie die Country-Damen Hayden Panettiere und Connie Britton in Nashville. Letztes dürfte wohl nach Staffel vier ein ähnliches Schicksal ereilen, wie Revenge: 88 Episoden = Syndikation, Absetzung.

Ob es der früh notwendigen Entscheidung geschuldet ist oder doch der Tasache, New Girl zur langlebigsten nicht-animierten FOX-Comedy zu machen sei dahingestellt, fest steht: Jess und ihre WG werden auch in der Season 2015/16 wieder am Start sein. Allerdings erst zur Midseason, denn Zoey Deschanel ist schwanger und macht ersteinmal Baby-Pause.

Erstaunlich ist auch, dass die Superhelden des DC- und Marvel-Universums erfolgreich umher retten. Denn sowohl Arrow und The Flash auf The CW sind eine Runde weiter, als auch Gotham (FOX) und Marvels Agents of S.H.I.E.L.D. (ABC), selbst Peggy Carter darf trotz geringer Quoten nächste Season weiter in den 1940ern ermitteln. Einziger Verlierer: Constantine auf NBC.

Achja, zum Schluss noch die wichtigste Nachricht für Simpsons-Fans: Staffel 27 und 28 sind von FOX geordert. Einfach nur WOW!

Byebye

Wie jedes Jahr gibt es neben den schon während der Season abgesetzten Neustarts auch ein paar langlebigere Serien, die sich verabschieden müssen. Dazu gehört in diesem Jahr auch ein Veteran der Crime-Procedurals: Das CSI-Mutterschiff muss nach 15 Staffeln weichen, einzig übrig bleibt trotz ebenfalls schwächelnder Quoten der Neustart CSI: Cyber mit Patricia Arquette (Medium, Boyhood)

ABC verabschiedete sich letzlich doch von der Rache-Soap Revenge. Nach 88 Folgen ist Schluss für Emily Thorne und ihre Rachegelüste.

Nachdem FOX in den letzten Jahren einen extrem langen Atem mit Mindy Kalings The Mindy Project hatte (von dem ich ein großer Fan bin), musste man in diesem Jahr aufgrund desaströser Quoten die Reißleine ziehen. Ein Funke Hoffnung, dass die Serie von Hulu weiterproduziert wird, bleibt unterdessen.

Schon von längerer Hand geplant waren die Abschiede von Glee und Parenthood, die nach ihrer jeweils sechsten Staffel in den Ruhestand geschickt wurden. Beide Finals liefen quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit, zumindest im Fall von Parenthood allerdings umso zufriendenstellender was den Inhalt angeht. Danke Jason Katims!

Ausblick auf die neue Season

War im letzten Jahr ein klarer Trend in Richtung Comic-Adaption zu erkennen, wird es dieses Jahr schon schwieriger. Ein paar neue Medical-Dramas sind dabei, unter anderem nach Chicago P.D. das zweite Spin-Off zu Chicago Fire: Chicago Med. Alles sehr kreativ.

Zudem wärmt NBC sein ehemaliges Aushängeschild (das zum Ende hin einfach nur noch schlecht war) auf. Mit Heroes: Reborn startet die Fortsetzung mit ein paar alten bekannten, aber auch frischen Charakteren, unter anderem ist Zachary Levi (Chuck) mit dabei. Könnte interessant werden, könnte aber auch nach hinten losgehen. Auch wieder aufgewärmt, allerdings nur mit sechs Folgen, wird The X-Files (Akte X).

Neben den typischen, vermutlich platten und bald abgesetzten Comedies, könnte es Grandfathered schaffen, mit Witz, guten Darstellern (Josh Peck und John Stamos) sowie viel Herz die Zuschauer zu erobern. Mir hat der Trailer zumindest gefallen.



Weiterhin plant FOX mit der Serie Lucifer eine Serie , in der ein ziemlich smarter und gutaussehender Teufel des Teufelseins müde ist und stattdessen auf der Erde unterwegs ist. Auch hier ist der Trailer recht vielversprechend.



Eine weitere Shonda-Rhimes-Serie könnte dann zur Midseason interessant werden: The Catch handelt - mal wieder - von einer starken Frau, die im Beruf unschlagbar ist, im Privatleben allerdings etwas Potenzial nach oben hat.


Auch ganz gut meinen Geschmack trifft The Real O'Neals, das leider auch erst zur Midseason startet.



Fazit

Wirklich grpße Überraschungen, was die Absetzungen angeht, gibt es dieses Jahr keine. Oft wurde im Vorfeld schon abgeschätzt, was dem Rotstift zum Opfer fallen könnte. Auffällig ist da eher schon, dass die Networks auch extrem quotenschwache Serien verlängern - weil sie entweder gut ins Programm passen (Agent Carter zum Beispiel als Brücke zwischen den zwei Teilen der Agents of S.H.I.E.L.D.-Staffel) oder zumindest Prestige in Form von guten Kritiken oder Auszeichnungen bringen (Beispiel The Good Wife). Am Ende des Tages steht aber ganz klar fest, dass in Zeiten von Cable-TV, Pay-TV und Streaming Diensten mit ihren Eigenproduktionen im Allgemeinen die Quoten im Network-TV bröckeln. Die großen Quotengaranten (TBBT, Modern Family und der ABC-Donnerstag) werden immer rarer, auch wenn in dieser Season mit Empire und The Odd Couple zwei Ausnahmen die Regel bestätigen. NBC zum Beispiel setzte bis auf einen (The Mysteries of Laura) alle seine Neustarts ab. Verrückt.

Für weitere Infos gibt es ausführliche Analysen und alle abgesetzten, verlängerten und neuen Serien HIER.

In den nächsten Tagen beschäftige ich mich dann noch mit den vergangen Staffeln meiner Lieblings-Network-Serien.