Mittwoch, 17. Dezember 2014

Jahresrückblick eines Serienjunkies

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, im TV laufen allerhand Jahresrückblicke. Da will auch ich nicht fehlen und blicke daher zurück auf das Serienjahr. Für viele war es das Jahr, in dem Breaking Bad zu Ende ging. Da ich die Serie nie verfolgt habe, bleiben mir also ein paar andere Eindrücke und es geht nicht wie bei den Emmys in jeder Kategorie um Breaking Bad. Dafür fällt des Öfteren The Good Wife auf, das mit seiner sechsten Staffel qualitativ da weitermacht, wo die fünfte Staffel endete. Aber auch andere Serien begeisterten. Und nur weil sie hier nicht erwähnt werden, heißt das auch nicht, dass sie schlecht sind. The Big Bang Theory ist zum Beispiel ein Kandidat, der konstant auf meiner Liste steht, mich jedoch nie übermäßig begeistert, so wie es Serien tun, die hier gleich Erwähnung finden.

Beste neue Comedy-Serie 2014
Faking It (MTV) - Aus plattem Plot wird mit viel Herz richtig viel herausgeholt. Und laut lachen muss ich auch ständig.

Beste neue Drama-Serie 2014
How to Get Away With Murder (ABC, kurz HTGAWM) - Spannend, schnell erzählt und mit extrem gutem Cast ist die Serie nach ihrem durchwachsenen Piloten extrem schnell extrem suchtgefährlich geworden.

Beste alte Drama-Serie
The Good Wife (CBS) - Diese Serie ist und bleibt für mich das Maß aller Dinge. Intelligent, ohne viel Schnick Schnack elegant erzähltes Fernsehen. Und im sechsten Jahr deutlich stärker als viele andere Serien in diesem Alter.

Beste alte Comedy-Serie
Modern Family (ABC) - Auch hier ein großes Lob an die Autoren, die in derebenfalls  6. Staffel noch so witzig sind wie eh und je. Die Charaktere geben extrem viel her und der Cast ist exorbitant gut.

Guilty-Pleasure-Serie 2014
Chasing Life (ABC Family) - Eingeschaltet habe ich wegen Scott Micheal Foster (Greek, Once Upon a Time), geblieben bin ich aufgrund der angenehmen Grundstimmung trotz des Grundthemas Krebserkrankung. Nie zu übertrieben dramatisch und doch interessant.

Größte Enttäuschung 2014
Die Bekanntgabe von Archi Panjabis Ausstieg bei The Good Wife trifft mich als Kalinda-Fan schon hart. Aber verständlich ist ihre Entscheidung schon. Zum Glück hat der Ausstieg von Josh Charles gezeigt, dass die Serie den Weggang eines Hauptcharakters ohne Probleme übersteht.

Größte Überraschung 2014
Das großartige Looking wird von HBO tatsächlich in eine 2. Staffel geschickt! Trotz überschaubarer Quoten und sehr spezieller Zielgruppe.

Beste Episode 2014
Dramatics, Your Honor (The Good Wife, S05E15) - ganz klar DIE Episode, die dieses Jahr hängen bleibt. Vor allem, weil sie auch DIE Episode der gesamten Serie The Good Wife ist. (Und das, nachdem ich dachte "Hitting the Fan" war schon der Hammer.)

WTF-Moment 2014
The Mountain and the Viper (Game of Thrones, S04E08): The Mountain zerdrückt Oberyn Martells Schädel mit seinen Händen. Extrem hoher Schock-Moment mit extrem großen Ekel-Faktor.

Bestes/schlechtestes Serienfinale 2014
Zwar nicht direkt schlecht, aber wohl höchst unbefriedigend war das Finale von HIMYM (How I Met Your Mother - Ein Nachruf.). Vermutlich lagen die Erwartungen auch einfach zu hoch. Ein anderes Serienfinale habe ich interessanterweise nicht gesehen, respektive bezeichne es nicht als solches, wenn die Serie einfach gecancelt wird.

Bester Schauspieler 2014
Jonathan Groff (Patrick, Looking; Frozen; Glee)
Andy Samberg (Jake, Brooklyn Nine-Nine)
Peter Dinklage (Tyrion Lannister, Game of Thrones)

Beste Schauspielerin 2014
Wie immer: Julianna Margulies (Alicia Florrick, The Good Wife)
Neu: Viola Davis (Annaliese Keating, HTGAWM)

Bester Nebendarsteller 2014
Micheal J. Willet (Shane, Faking It)
Andre Braugher (Cpt. Ray Holt, Brooklyn Nine-Nine)

Neue Lieblingsfiguren 2014
Patrick aus Looking
Connor aus HTGAWM

Alte Lieblingsfiguren
Mindy Kaling aus The Mindy Project
Phil Dunphy aus Modern Family

Traurigster Serienmoment 2014
Will's Tod bei The Good Wife - Vor allem die Umsetzung war grandios. Erst plötzlich, dann lange ungewiss und schließlich mit trauriger Gewissheit. Gänsehaut pur. So lange hatte ich schon lange keinen offenen Mund mehr beim Serie schauen.

Bemerkenswertester Abschied 2014
Cristina Yang (Sandra Oh), eine der ursprünglichen fünf "jungen Ärzte" bei Grey's Anatomy, verlässt nach der 10. Staffel Seattle und lässt damit nur noch Meredith und Alex zurück. Nicht besonders emotional, aber bemerkenswert. Ich war immer ein großer Cristina Fan (auch wenn ich die Paarung mit Owen nie mochte) und werde sie vermissen.

Auffälliges Merkmal 2014
Remakes, Spin-Offs, Adaptionen. Siehe Please Reboot, then Adapt, but don't Spin-Off!
Außerdem: Immer mehr Serien bauen von Anfang an auf schwule Charaktere - sehr zu meiner Begeisterung.

Nervigste Storylines 2014
Alan und Walden heiraten bei Two and a Half Men.
Die erneute Mord-Story bei Downton Abbey um Bates/Anna.
Einziger Kritikpunkt an HTGAWM: Die nervigen Rückblenden in die Mordnacht, die sich ständig wiederholen und selten wirklich neues bringen.

Bestes Online-Video 2014
Dieses kleine Schmankerl hier hats mir angetan:



Die Web-Serie Play It Again, Dick (Von und mit den Machern von Veronica Mars)

Beste Szene 2014
Aus The Morning Aftermath (Faking It, S02E01): Nachdem Liam mit Amy geschlafen hat, muss er nackt aus deren Zimmer flüchten. Und zwar aus deren Fenster steigend am Wohnzimmerfenster vorbei, woraufhin sich Amys Mutter freut, dass ihre Tochter nun wohl doch nicht lesbisch ist.

Größte Vorfreude für 2015
Looking, Staffel 2
Game of Thrones, Staffel 5
HTGAWM, Fortsetzung Staffel 1
Cougar Town, Staffel 6

Zu Guter letzt einen Dank an die Serienjunkies-Readaktion, die mich schon seit Jahren mit dieser Kategorie begeistert und mich damit auch zu diesem Post inspiriert hat.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Alles Krimi, oder was? - Wie es um die deutsche Serie steht



Diesmal soll es ausnahmsweise nicht um die üblichen Verdächtigen der US-Serienlandschaft gehen, sondern um hiesige Produktionen. Dass es gar nicht so leicht ist, erwähnenswerte, weil gute, Serien zu finden soll dabei auch thematisiert werden.

Beginnen wir also einmal damit, einen Grund zu suchen, weshalb nahezu jeder Serienjunky sich nur dann für einen solchen hält, wenn er auf seiner Liste 20 US-Serien hat und sich lediglich zwischendurch "auch mal" eine deutsche Serie anschaut.

Zunächst hat serieller, fiktionaler Stoff in den USA einen größeren Stellenwert, schon seit Urzeiten wird in den sogenannten "Seasons" (jeweils September bis Mai) eine ganze Horde neuer Serien (und zwar jedweder Art) auf den TV-Markt geworfen. In Deutschland hingegen planen die Sender inkohärenter, füllen viele Abende mit der X-ten Wiederholung eines Spielfilms oder auch Unterhaltungsshows. Dabei haben es Serien schwer, denn nicht nur unterbricht man die regelmäßigen Ausstrahlungen, man liefert gleichzeitig auch noch einmalige Gründe, die ein oder andere Folge der gerade erst gestarteten Serie zu verpassen und so den Anschluss zu verlieren. Zu allem Überfluss liefert das Ausland (und da eben besonders die USA) genügend kreativen Nachschub um die Zuschauer zu befriedigen. Dass wir dabei dumpf amerikanische Probleme konsumieren ist ein Nebeneffekt. Dabei gäbe es auch in Deutschland gute Grundlagen für Politthriller, Milieu-Serien oder andere Genre-Serien - und zwar fernab jeglicher Krankenhaus- oder Krimisettings.

Damit wäre wir beim nächsten Problem: Wenn in Deutschland eine Serie produziert wird, dann ist sie zu 70 %iger Wahrscheinlichkeit ein Krimi. Der Rest wird gefüllt mit der ein oder anderen Arztserie und im ZDF gern mit Familienserien mit Tieren (Robben, Affen...). Anwaltsdrame à la Good Wife? Plotthriller wie Scandal? Fehlanzeige. Selbst die deutsche Comedy ist nicht mehr das, was sie einmal war. Trotz all dessen gibt es ein paar Beispiele, die neben qualitativ auch noch erfolgreich sind und waren.

Die RTL-Comedy-Ära

Ende der 90er, Anfang der 2000er gab es eine Handvoll durchaus sehenswerter und gut besetzter Comedies im RTL-Freitagsprogramm. Allesamt aus der deutschen Mitte gegriffen und eben deshalb oft auch witzig - da für viele nachvollziehbar. Nikola mit Mariele Millowitsch und Walter Sittler zum Beispiel, die im Krankenhaus stritten und auch noch im selben Haus wohnten, was dazu führte dass die Grenzen schnell verwischten. Oder auch die Normalo-Comedy Ritas Welt über Supermarkt Kassiererin Rita (Gaby Köster) und ihre Kollegen sowie Familie. Und selbst die flachen Witze im Kölner Kiosk bei Atze Schröder in Alles Atze sind noch ein recht guter Beweis, dass Comedy auch in Deutschland durchaus funktioniert. Typisches deutsches Beamtentum wurde durch Jochen Busse in Das Amt aufs Korn genommen und Die Camper lieferten mit der deutschen Tradition des Campings ihre Geschichten ab. Oberdrauf garnierte RTL 2001 den Comedy-Block mit dem von mir sehr geliebten Mein Leben & Ich, in dem Wolke Hegenbarth einen sarkastischen und mürrischen Teenager spielt. Hippieeltern und Schulsetting spiegeln das typisch deutsche Gesellschaftsbild wieder. Und das macht die Charaktere identifizierbar. Leider verschob RTL die Ausstrahlung der letzten, sechsten Staffel auf SuperRTL, wo es zuletzt 2010 im Nachtprogramm versauerte.

Ansonsten setzte RTL vorrangig auf Knall-Bumm-Peng im Stil von Cobra 11, Balko oder Der Clown. Und auch spätere Comedy-Produktionen waren überschaubar - sowohl inhaltlich als auch erfolgstechnisch. Erst mit Der Lehrer scheint wohl wieder eine Art Erfolg gelungen zu sein.

Die Bora-Dagtekin-Dramedy

Bora Dagtekin ist so etwas wie der Messias für jeden Serienfreund in Deutschland. Denn er schuf zwei äußerst witzige, echte Serien mit verschrobenen Charakteren, die trotzdem sympathisch waren - noch bevor er mit Fack ju Göhte die Kinokassen sprengte. Auch im Kino erfolgreich, jedoch schon zuvor als Serie in der ARD zu sehen: Türkisch für Anfänger. Josefine Preuß und Elyas M'Barek spielten die beiden Protagonisten der Familiencomedy. Und die war so deutsch, wie sie sein konnte: Mutter Alt-Hippie, Vater Polizeibeamter aus türkischer Einwandererfamilie. So macht man sich das deutsche Gesellschaftsbild zu Nutze und kreiert herrliche Konflikte. Dabei zuzusehen, wie Vorurteile und Klischees durch gekonnte Charakterzeichnung und gute Komik langsam aufgeweicht werden, machte einfach Spaß.

Auch wenn der zweite Streich auf dem Papier vielleicht nicht so kreativ anmutet, so ist es Doctor's Diary gelungen, ein breites Publikum durch eine deutsche Produktion zu begeistern. Trotz dass es sich hier um eine Krankenhausserie dreht, so ist man weit entfernt von dem staubtrockenen In aller Freundschaft oder Antiquitäten wie Für alle Fälle Stephanie. Sexy, witzig und manchmal auch ganz schön drüber -  der Zuschauer fiebert mit Dr. Gretchen Haase (Diana Ampft) mit, wenn sie ihren Krankenhausalltag zwischen Dr. Mehdi Kahn (Kai Schuhmann) und Dr. Marc Meier (Florian David Fitz) verlebt. Bis in die kleinsten Rollen gut besetzt, liefert die Serie sowohl emotional als auch für die Lachmuskeln guten Stoff. Wenn auch leider nur über drei sehr kurze Staffeln so ist die Serie zumindest eine gute Tat des ausstrahlenden Senders RTL.

ProSieben/Sat1 mit Hochs und Tiefs

Immer noch die größten Bestrebungen, im fiktiven Bereich Serien zu produzieren, zeigt seit Jahren Sat1. Leider nicht so oft von durchschlagendem Erfolg gekrönt (was an abgekupferten Konzepten wie dem deutschen Dr. House "Dr. Molly & Karl" liegt), schaffte es der Sender trotzdem, zwei Serien dauerhaft zu etablieren. Und zwar gleich im Doppelpack. Der letzte Bulle spielt als Krimi zwar wieder in einer typisch deutschen Liga, unterscheidet sich aber insofern, als dass sich zumindest die Backstory deutlich von anderen Krimis unterscheidet.

Danni Lowinski liefert zwar auch das Fall-der-Woche-Schema, jedoch auf äußerst erfrischende Weise. Die ehemalige Friseurin, die auf dem zweiten Bildungsweg Anwältin wird, die aber aufgrund eben dieses keinerlei Anstellung findet, gründet kurzerhand ihre eigene Kanzlei. Ihr "Büro" befindet sich im Gang des Einkaufszentrums, ihr Stundensatz beträgt einen Euro. Somit kommen wir mit Fällen in Verbindung, die durchaus eher sozialer als materieller Natur sind, das ungewöhnliche Setting erlaubt es Danni (Anette Frier), sich begründet übermäßig zu involvieren, etwas das zum Beispiel dem bereits angesprochen Für alle Fälle Stephanie nie gelang (Warum sollte sich eine Krankenschwester in die privaten Angelegenheiten ihrer Patienten so permanent einmischen?). Und auch die Nachbarn im Kaufhaus sowie ihr eigener Hintergrund erzählen ein bisschen was von der deutschen Gesellschaft. Der Gute Eindruck der Serie ging sogar soweit, als dass sich der US-Sender The CW (eines der 5 großen Networks) für eine US-Adaption des Stoffes interessierte. Hört hört!

Sat1 war es auch, die uns mit Edel & Starck eine weitere Anwaltsserie brachten, die mit ihrem Charme und der Chemie zwischen den beiden Dauerstreithähnen in der Kanzlei zu überzeugen wusste. Christoph M. Ohrt und Rebecca Immanuel zeigten uns, wie deutsche Anwälte aussehen, im Gegensatz zu den oft noch extremeren US-Pendents.

Selbst ProSieben hatte einst eine kleine Perle am Start, die leider unbemerkt auf den Grund des (Quoten-)Meeres sank. Freche Dialoge und das Lebensgefühl einer jungen Generation Großstadtbewohner  kennzeichneten die Serie Verrückt nach Clara. Auf einer französischen Vorlage basierend, wurde leicht verdeutscht und geboren war eine deutsche Serie, wie ich sie mir vorstelle: Leise Momente, gefolgt von einem kessen Spruch der Hauptdarstellerin gepaart mit einer guten Portion Liebes- und Lebensdrama. Leider kam die Serie beim deutschen Zuschauer so gar nicht an und ProSieben verschob die Serie von 20:15 auf 22:15 und schließlich ins Nachtprogramm.

Dass Adaptionen ausländischer Projekte inklusive Verdeutschung super funktionieren können, zeigten die Macher von Stromberg. Fünf Staffeln lang mimte Christoph Maria Herbst in der deutschen Version von "The Office" (das britische Original wurde bereits in den USA adaptiert) die höchst eigene Version eines deutschen Chefs. Gekrönt wurde der Erfolg von einem Film.

Krimi-ZDF und Ideen bei der ARD

Während sich das ZDF im Serienbereich quasi ausschließlich auf Krimis spezialisiert, kommt der sonst so kritisierte, weil altbackene Sender ARD deutlich öfter mit frischen Ideen daher, wenn auch oft nur im Vorabendprogramm. Sternenfänger mit Oliver Pocher und Nora Tschirner war so ein Beispiel, ein typisches Jugenddrama mit super Setting und guten Stories. In jenem Vorabendprogramm war auch Türkisch für Anfänger zu finden sowie das überaus witzige Berlin, Berlin mit Felicitas Woll und Jan Sosniok. Selbst UmHimmels Willen möchte ich als guten Versuch werten, die Serienlandschaft in Deutschland aufzuwerten. Denn obwohl es in der Serie um ein Kloster und dessen Bewohnerinnen - also Nonnen - geht, kommt typisch deutscher Kleinstadtdümpel in Form des Bürgermeisters (grandios: Fritz Wepper) dazu, der sich regelmäßig mit der von Jutta Speidel potraitierten Schwester Lotte anlegt. Auch die Moralkeule in Form von christlichem Übereifer wird erfreulich selten geschwungen. Über den späteren Verlauf mit Umbesetzung und künstlichem am Leben halten sei an dieser Stelle nichts gesagt. Die Grundidee war jedoch durchaus charmant und gut umgesetzt.

Fazit

Ich gebe zu, es gibt sie, die guten deutschen Serien. Doch leider ist es deutlich schwieriger eine Handvoll zu finden, als auf dem breit gefächerten US-Markt. Und ja, auch dort gibt es Müll und eine Menge Crime-Procedurals. Ich habe auch nichts gegen Krimis, aber in der Hülle und Fülle und zunehmend unkreativeren Art und Weise wäre es mal an der Zeit für ein paar neue Ideen. Wenn man sich zusätzlich dazu noch den ein oder anderen Import (Erfolg ist auch hier nicht garantiert) sparen würde, so könnte man eventuell auch einem deutschen Format eine Chance geben. Die hier gezeigten Beispiele zeigen zumindest schon einmal, dass es durchaus möglich ist, in Deutschland eine gute Serie zu machen und dabei auch erfolgreich zu sein.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Bitte wieder einschalten! - Die Piloten der Herbstseason 14/15



Es ist wieder soweit, die Herbstseason hat in den USA begonnen. Und wieder buhlen viele Serienprojekte um die Gunst der Zuschauer. Doch nicht nur in den USA erwarten viele die Neustarts sehnsüchtig, auch im Rest der Welt stellen sich Serienjunkies ihre Wecker. Wie bereits im letzten Eintrag angeschnitten, gibt es einige Superheldenadaptionen und Spin-Offs, doch auch Drama-Neustarts sowie Comedies feiern auf den fünf Networks Premiere.

Hier soll ein kurzer Abriss zu den bisher gelaufenen Piloten entstehen, der sich auf die jeweils erste Folge bezieht, egal ob zu diesem Zeitpunkt bereits eine oder mehrere andere Folgen gelaufen sind.


Angelehnt an den Filmtitel "Dead Poets Society" spielt die Serie zwar in einem Krankenhaus, legt den Fokus jedoch nicht auf die Ärzte und spektakuläre Fälle, sondern auf eine Gruppe teilweise extrem kranker Patienten auf der Pädiatriestation. Dabei habe ich die Serie ursprünglich gar nicht auf dem Schirm gehabt, war dann allerdings äußerst positiv überrascht. Einfühlsam wird jeder Charakter eingeführt und bisher sind die Sympathien recht hoch. Auch wenn das Krankenhaus eher utopischen Vorstellungen entspricht, gefällt mir der Ton der Serie und der Fokus auf die Charaktere und deren Ängste und Beziehungen. Schön wird gezeigt, wie die jungen Patienten durch die Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit erstaunlich erwachsen sind. Die erwachsenen Charaktere wiederrum bleiben noch etwas farblos, Krankenschwester Jackson (Octavia Spencer, The Help) erhält dabei noch das tiefste Profil. Ihre strenge Art wird durch ihre Verbundenheit mit den Kindern gut gebrochen.

Dr. McAndrew (Dave Annable, Brothers & Sisters) wirkt dagegen noch profillos und der Hyper-Hypochonder, der dem Krankenhaus nach seinem Tod sein nicht unbeträchtliches Vermögen vermachen wird und daher auch dort wohnt (!), stellt für mich ein kleines Fragezeichen dar. Bleibt zu hoffen, dass FOX aufgrund der schlechten Quoten nicht zu schnell den Stecker zieht. Denn ich würde mich noch über ein paar mehr Folgen der Red Band Society freuen.

Gotham (FOX)

Von Fans herbeigesehnt, hinterlässt der Pilot bei mir gemischte Gefühle. Die Story von Jim Gordan (Ben McKenzie, The O.C.) ist mit weitgehend unbekannt, was auch von Vorteil sein kann, da die Überraschungen größer sind. Der Pilot hat mich soweit überzeugt, doch mir drängte sich ständig die Frage auf, wie es denn jetzt weitergeht. Denn eines schafft der Pilot meines Erachtens nicht: Er stellt nicht genügend dar, welche Struktur die Serie haben wird. Erleben wir Cases-of-the-Week oder eher fortlaufende Stories?

Das dunkle Setting und die Darstellung, was bei Polizei und Gesellschaft im Argen liegt, sowie die schauspielerische Leistung der Protagonisten überzeugten mich allerdings, was mich dazu bewegt, ein paar weitere Folgen zu schauen. Interesse wecken bei mir vor allem die angeteasten Schurken im Frühstadium. Wenn hier nichts überstürzt wird, könnte das alles sehr spannend werden.


Puh. Dieser Pilot ist schwierig. Der Genremix aus Crime-, Anwalts- und Dramaserie hatte mit dem Trailer hohe Erwartungen gesetzt. Diese wurden zwar soweit auch bestätigt, jedoch mit einigen anderen Entwicklungen gewürzt, die mir bisher etwas fragwürdig erscheinen.

Die Serie handelt von der brillanten Anwältin Annalise Keating (Viola Davis, The Help), die am College einen berühmten Kurs lehrt: Criminal Law 100, von ihr als "How to Get Away with Murder" bezeichnet. Jedes Jahr sucht sie sich ein paar besonders gute Studenten heraus, die ihr in ihrer Firma helfen sollen. Soweit, so gut. Gemixt wird der Pilot allerdings mit einigen Sequenzen, die drei Monate in der Zukunft spielen und zeigen, wie eben jene erwählten Studenten (vier an der Zahl) offensichtlich einen Mord begingen und jetzt versuchen, diesen zu vertuschen. Dazu kommt eine private Entwicklung der Protagonistin, die von meiner Ansicht nach untypischem Charakterverhalten begleitet wird.

Zu allem Überfluss bleiben die vier studentischen Hauptcharaktere allzu blass dargestellt, Sympathien wollen nicht so recht aufkommen. Wie bei Gotham ist auch hier der weitere Handlungsverlauf undurchsichtig. Procedural mit rotem Faden oder doch Drama mit einigen eingestreuten Fällen. Auch hier lautet die Entscheidung, erstmal weiter zu sehen. Vielleicht entwickelt sich die Serie ähnlich gut, wie Scandal und der Pilot fügt sich dann nahtlos ein.

Ein kleiner Serienjunky-gasm ereilte mich völlig unvorbereitet: Liza Weil, die schon in Scandal in der ersten Staffel mit an Bord war und vielen aus Gilmore Girls als nervige, aber doch liebenswerte Paris Geller bekannt ist, spielt einen der beiden Sidekicks von Mrs. Keating. Sehr zu meiner Freude.


Weitestgehend überzeugt hat mich die neue CBS-Serie Madam Secretary. Nach dem mysteriösen Tod des Außenministers, wird die Ex-CIA Agentin Elizabeth McCord (Téa Leoni), die jetzt am College lehrt und eine glückliche Ehe führt, vom Präsidenten persönlich als Nachfolgerin auserkoren. Sie nimmt den Job an und bekommt im Piloten sofort einiges zu tun. Zwar ist der Plot leider nicht besonders bissig oder von besonderer politischer Tragweite, doch das Ensemble um die neue Außenministerin verspricht, interessant zu werden. Ihr eloquenter Assistent Blake (der einzige in ihrem Stab, den sie selbst wählte) und auch ihr Rivale in Form des Stabschefs des Präsidenten Russell Jackson (Zeljko Ivanek) machen besonders Lust auf mehr. Nicht ganz so überzeugt bin ich von der angedeuteten "großen Verschwörung", die im Gange ist. Hier wurde, glaube ich, zu viel gewollt und zu sehr von Scandal abgekupfert.

Da der Fokus im Piloten sehr auf Leonis Charakter und dessen Einführung lag, lässt sich noch nicht wirklich viel sagen. Bis auf die angesprochenen beiden, hat es der Pilot auch hier nicht geschafft, die weiteren Charaktere ausreichend gut zu beleuchten. Gerade die Familie der neuen Außenministerin (inklusive Ehemann Henry, gespielt von Tim Daly)bleibt etwas zu sehr wie ein Fremdkörper und scheint noch keinen rechten Platz zu haben. Im Duo mit The Good Wife erweist sich die Serie allerdings als intelligent programmiert und könnte sich gern etwas von eben jener abgucken.

A to Z (NBC)

Boy meets Girl, Boy falls in love with Girl. Boy dates Girl for 8 months. Und dann? Vor diese und weitere Fragen stellt uns die neue Serie A to Z. Der Pilot leistet gute Arbeit, stellt die beiden Protagonisten als sympathische Menschen vor, die durchaus auch Chemie haben. Ihre Freunde bekommen auch schon etwas Arbeit und ein überraschendes Ende.

Diese Comedy ist keine Komödie im klassischen Sinne, laute Lacher gab es bei mir kaum. Aber ein wohlwollendes Schmunzeln ist manchmal auch besser als ein Kopfschütteln, wenn der Haudrauf-Humor so gar nicht funktionieren wollte. Und so zeigt der Pilot ein paar Einblicke vor allem in das Arbeitsleben von Andrew, der bei einer Online-Dating-Seite arbeitet. Der kleine Hinweis darauf, dass diese keineswegs daran interessiert sind, dass ihre Kunden die großen Liebe finden, weil sie ja dann keine Kunden mehr sind, war schon der erste Gag, der mir gefiel. Andrews Kumpel scheint mir noch etwas drüber, aber diesen Charakter gibt es heutzutage fast in jeder Serie. Zelda darf zumindest in Rückblenden zeigen, dass sie gern Anwältin ist, schließlich erledigt sie die pro-bono-Fälle ihrer Kanzlei. Die kleinen Widrigkeiten auf dem Weg zum ersten Kuss der beiden sieht man sich auch ganz gern an, was vor allem an den beiden tollen Hauptdarstellern liegt. Christin Milioti (Die Mutter aus HIMYM) und Ben Feldman (Mad Men) machen ihren Job super, sowohl allein als auch im Zusammenspiel tragen sie die Serie und geben ihre ihre süße Würze. Da bin ich gern noch eine Weile dabei. Schließlich will ich ja wissen, was nach den acht Monaten des datens passiert! (Nicht, dass Ms. Milioti schon wieder stirbt!)

Bad Judge (NBC)

Obwohl ich durchaus Sympathien für Kate Walsh habe, so fällt mir zu diesem Piloten wenig Gutes ein. Als völlig desaströse Richterin, die zu spät kommt, ihre Arbeit nicht richtig macht und dann auch noch einen Kater hat und damit nicht mal hinterm Berg hält, verwundert es mich, dass es zu dieser Serie kommen konnte - sprich: Dass diese Frau noch als Richterin arbeiten darf.

Rebecca Wright ist auch sonst etwas wrong im Kopf: Sie verurteilt Kleinkriminelle, so wie es sich gehört, lässt sich dann aber auf deren Kinder ein und hilft denen in ihrer Freizeit - und in der Arbeitszeit. Sehr zum Leidwesen ihres Vorgesetzten. Und besonders herzerwärmend ist ihr Sozialeinsatz ehrlich gesagt auch nicht. Die Nebenfiguren treten gar nicht weiter in Erscheinung. So sehr ich Ryan Hanson (Veronica Mars) auch liebe, so sehr passt er auch nicht in diese Umgebung. Dann schaue ich mir lieber seine Webseries "Play it Again, Dick" an. Dort kann man wenigstens lachen. Womit ich beim letzten Punkt angekommen bin: Trotz dieser Ansammlung von Quatsch, könnte es guter Humor schaffen, alles etwas zu überspielen oder ironisch zu gestalten. Wenn es hochkommt, gab es zwei Stellen zum Schmunzeln und keinen einzigen Lacher. Der Rest war Fremdscham.

Damit ist wohl mehr als deutlich, dass diese Serie für mich mit ihrem Piloten gestorben ist. Tut mir leid, Ms. Walsh, aber Trash schaue ich nur, wenn ich auch darüber lachen kann.


A to Z hui, Bad Judge pfui! Und dazwischen ist irgendwo Manhattan Love Story. Ein paar schöne Momente gepaart mit der netten Idee, die Gedanken der beiden Protagonisten als Voiceover zu platzieren machen die pro-Spalte aus. Diese nette Idee nur mittelmäßig umzusetzen und den Charakteren dadurch nicht gerade Sympathien zukommen zu lassen, stehen dagegen auf der kontra-Seite. JakeMcDorman spielt interessanterweise seine Rolle des Evan aus Greek um ein paar Jahre gealtert weiter. Denn auch Peter ist sehr von sich überzeugt und wirkt daher recht arrogant. Doch auch Dana (Analeigh Tipton) ist weit davon entfernt, Identifikation zuzulassen.

Das forcierte Date der beiden läuft daher erstaunlich gut - zumindest anfangs. Dann reihen sich komische Momente aneinander, gefolgt von einem peinlich Abtritt Danas. Hier wäre jeder Plot in Sex and the City oder auch HIMYM zu ende. Aber nein, die gemeinsamen Freunde forcieren die Paarung ein weiteres Mal. Und anstatt diese Gelegenheit Autoren-seitig zu nutzen um den Charakteren etwas Tiefe zu verleihen, fährt man auch die Zweite vor die Wand. Erst als Peter zur Vernunft gebracht wird, taucht er mit ernstem Willen bei Dana auf, um sich zu entschuldigen.

Warum die beiden satte drei Versuche mitmachen, bleibt ein Rätsel. Das Ende ist jedoch ganz niedlich und verleitet mich zu hoffen, dass eventuell noch mehr drin ist. Danas Nebenplot auf Arbeit stellt sich für mich als unlogisch und von ihrer Seite falsch behandelt dar. Aber gut, er wurde gebraucht um den Hauptplot aufzuwirbeln. Ein paar Folgen Gnadenfrist gewähre ich der Serie, vielleicht schafft sie es ja doch noch, mich zu überzeugen. Der Pilot hat es jedenfalls nicht geschafft.

Selfie (ABC)

Der Social-Media-Addict Eliza Dooley (Karen Gillan) wird auf einer Firmenreise auf verschiedenste Arten gedemütigt. Dadurch bemerkt sie, wie unangenehm es auf der Verliererseite der Social Networks aussieht und fühlt sich an ihre Highschoolzeit erinnert. Sie erfährt von Henry (John Cho), der für das Unternehmen in dem beide arbeiten ein re-branding für ein Produkt durchgeführt hat, und möchte, dass er das gleiche mit ihr tut.

Was zunächst etwas komisch anmutet, gewinnt durch viel Charme und Sympathie recht schnell an "like". Denn nicht nur Eliza hat ein mächtiges Problem (es dreht sich alles um sie und ihre Darstellung auf Facebook, Twitter und Instagram), sondern auch Henry scheint ein paar Baustellen zu haben. Und so begeben sich die beiden auf den für Eliza langen Weg zu Empathie und Altruismus. Begleitet werden sie dabei von ein paar noch nicht ganz so in Erscheinung getretenen Nebencharakteren. Einzig Charmonique durfte schon ein bisschen anbandeln und wirkt durchaus "likable". Dabei ist der Humor zuweilen etwas drüber (besonders in der Anfangssequenz im Flugzeug und den Kotztüten), kommt aber vor allem durch die Nutzung von Internetsprache, wie zum Beispiel Hashtag oder L-O-L, im normalen Sprachgebrauch zum Tragen. Tendenz: Wieder einschalten.

Sonntag, 21. September 2014

Please Reboot, then Adapt, but don't Spin-Off!



Wenn eines auffällt in der Serienlandschaft, dann ist es der Drang, alles Mögliche zu rebooten und adaptieren. Erst kürzlich las ich über ein geplantes Charmed-Reboot, danach hörte ich von einer Freundin, dass Full House wiederbelebt werden soll. Waren es vor ein paar Jahren noch Vampire und Musical Shows, so bekommt man den Eindruck, dass wir uns jetzt in der Reboot-Phase befinden. Dazu kommen noch mindestens genauso viele Superhelden-Adaptionen wie einst Vampir-Serien. Ganz zu schweigen von der Welle an Spin-Offs.

Was hat das für Gründe? Fällt den Serienschöpfern nichts Besseres ein? Gibt es tatsächlich gute kreative Grundlagen für die Wiederbelebung von alten Formaten? Muss man wirklich auf jeden Zug auspringen? Ich möchte einen Blick auf die Erfolgschancen solcher Bestrebungen werfen, am Beispiel einiger bereits laufender Reboots respektive Adaptionen/Sequels.

Sequels
Beverly Hills, 90210 goes 90210 oder: Wie man es besser nicht macht.

Eines der prominentesten (wenn auch nicht über alle Maßen erfolgreichen) Beispiele der letzten Jahre für eine Adaption eines alten Erfolgsstoffes ist wohl 90210, jene Postleitzahl, die in den 90ern Teenagerherzen höher schlagen ließ. Dylan, Kelly, Brendan & Co. lieferten überaus erfolgreich Woche für Woche neue Stories. Nach 10 Jahren war Schluss. Vorerst, denn 2008 belebte das kleine Network The CW die Serie wieder. Und man ließ sich nicht lumpen: Sequel und quasi-Reboot in einem war die Serie. Denn man blieb in der alten Welt, verlagerte die Serie in unsere Zeit, verband ein paar neue Charaktere mit den alten und gewann Schauspieler der alten Riege (bspw. Jennie Garth und Shannon Doherty) für Gastauftritte. Dazu war das Ursprungssetting dem der Mutterserie ähnlich. Mit Dixon und Annie kam ein Geschwisterpaar samt Eltern neu in die berühmte Postleitzahlzone.

Fünf Staffeln gab es vom Sequel, nicht annähernd so erfolgreich wie die Mutterserie waren diese. Diverse Umstrukturierungen, inhaltliche Neuausrichtung und neue Charaktere kennzeichneten die Serie. Und so ging sie etwas sang- und klanglos 2013 zu Ende.

Auch das Spin-Off von Beverly Hills, 90210, Melrose Place, bekam durch The CW einen modernen weiter-Erzähler. Während die Originalserie über sieben Staffeln lief, brachte es ihr Sequel nur auf eine einzige - da konnte auch Heather Locklear nicht helfen.

Dallas - 1978 und 2012 oder: Schon besser!

Ein Gegenbeispiel ist schwer zu finden, doch eines habe ich: Dallas (2012). Von den Kritikern als recht gut befunden, kommt die "Next Generation" der absoluten Kultserie Dallas (1978) bereits auf drei Staffeln. Tendenz steigend. Liegt es also an der längeren Zeitperiode zwischen Original und Sequel? Oder am besseren Writing? Wohl eher letzteres gepaart mit einer Ausstrahlung auf einem Spartensender (TNT).

Reboots
Neben den Sequels, gibt es auch einige Reboots, die mehr oder minder erfolgreich sind oder waren. Auf der mehr-Seite steht seit 2010 Hawaii Five-0 auf CBS sowie seit 2012 Beauty and the Beast auf The CW. Auf der minder-Seite stehen die beiden Reboots von Ironside (2013) und Chalie's Angels (2011), die jeweils nicht mal eine ganze Staffel überlebten und das obwohl zumindest Charlie's Angels bereits zwei recht erfolgreiche Filme in der Neuzeit lieferte.

Erfolgschancen also 50:50? Vielleicht. Zumeist versuchen die Macher entweder zu sehr, sich am alten Stoff zu orientieren, sodass alles altbacken und wiederaufbereitet erscheint, oder aber man meint, die neue Serie so stark zu erneuern, dass vom Original - und vor allem von dessen Charme - nicht viel übrig bleibt.

Adaptionen
Superhelden-Adaptionen: Die Welt war nie sicherer

Im Kino gehen sie durch die Decke: The Avengers (2013), The Dark Knight (2008)/The Dark Knight Rises (2012), Man of Steel (2013) und Guardians of the Galaxy (2014) sind nur einige Beispiele.

Und was die Leute im Kino sehen wollen, das geht sicherlich auch gut auf dem kleinen Bildschirm. Nunjain. Zuerst einmal verfügen die oben genannten Mega-Blockbuster (man verzeihe mir diesen Über-Superlativ) über ein wesentlich größeres Budget, dazu kommen um einiges bekanntere Schauspieler und der Vorteil, den das serielle Erzählen schon aufgrund seines Formates ausschließt: Kompakte Stories, nur alle zwei bis drei Jahre eine. Und nicht Woche für Woche. Das soll natürlich nicht heißen, dass das im TV gar nicht funktioniert, aber es ist schwieriger.

Bisher haben ABC mit Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D. und The CW mit Arrow recht erfolgreich getestet, wie Comic-Adaptionen im TV aussehen können. The CW hat deshalb gleich noch The Flash bestellt, ABC kommt mit einer extravaganten Adaption namens Marvel's Agent Carter daher, die die Geschichte von Captain America's Freundin Peggy Carter nach dem ersten Captain America Film weitererzählt. Dazu gesellen sich das Batman-Prequel Gotham auf FOX und Constantine auf NBC. Und CBS? Die haben sich kürzlich die Rechte an Supergirl gesichert...

Erfolgsaussichten? Wie immer entscheiden Timeslot  und selbstverständlich die Qualität. Aber der besondere Bonus des Bekannten könnte helfen, dass die Serien tendenziell etwas bessere Chancen haben. Zudem beschert man uns tatsächlich keine platten Erzählungen, sondern arbeitet unbekanntere Stoffe auf, respektive gibt bekannten Stoffen einen neuen Anstrich. Die düsteren Formate Gotham und Constantine werden von Fans schon sehnlichst erwartet und auch ich habe schon ein Auge auf die Trailer geworfen und Blut geleckt.

A Movie and six Seasons

Jeder Serienjunky hat wohl schon von "Six Seasons and a Movie" gehört, der Twitter-Spruch, der Community noch bekannter machte. Was bei Community noch aussteht, haben Sex and the City sowie Veronica Mars (spektakuläres Crowd-Funding-Projekt) bereits geschafft. Doch immer häufiger wird der Spieß einfach umgedreht.

Zuletzt wurden About a Boy (verlängert) und Bad Teacher (abgesetzt) seriell adaptiert. Ein Unterfangen, was mich vor die Frage stellt, was das denn bitte soll. Nicht nur, dass dies Filme sind, die keiner Fortsetzung bedürfen (die Gründe sind höchst verschieden und sollen nicht weiter besprochen werden), es ist vor allem die Frechheit, dass die jeweiligen Piloten der erwähnten Serien in 21 Minuten (!!!) eine Kurzfassung des Plots der Originalfilme liefern und dann auf komplett neues Terrain vorstoßen. Absolut schlecht. Dabei sollen beide als Comedies natürlich lustig sein, was bei mir leider gar nicht zündete.

Weiter geht's demnächst mit Serien, die auf den Filmen Minority Report, Shutter Island und 12 Monkeys basieren. Recht positiv soll meines Wissens nach die Serienadaption von Fargo sein, na wenigstens ein positives Beispiel.

Spin the Hell off! - Der Spin-Off-Wahn

Neben den ganzen Bestrebungen, Film- oder Comicvorlagen zu adaptieren und alte TV-Serien wieder aufleben zu lassen, ist die unkreativste Art und Weise, eine neue Serie zu entwerfen, wohl das Spin-Off, zumindest so, wie es derzeit am häufigsten geschieht.

NBC startete 2012 recht erfolgreich Chicago Fire, nur um es im Jahr darauf mit einem Spin-Off zu ehren - Chicago P.D.

Nachdem CBS die beiden CSI-Spin-Offs Miami (2002 - 2012) und New York (2004 - 2013) abgesetzt hatte, wurde die Mutterserie in die nunmehr 15. Staffel geschickt und ein weiteres Spin-Off bestellt - CSI: Cyber.

Ein weiterer Veteran wurde bei CBS mit seinem zweiten Spin-Off bedacht. Nachdem NCIS: Los Angeles 2009 startete (Mutterserie 2003), kommt anno 2014 NCIS: New Orleans.

Selbst ABC versuchte seinen veritablen Serien-Hit Once Upona Time (2011) mit einem Spin-Off auszuschlachten. Once Upon a Time in Wonderland ging allerdings nach einer Staffel verschütt.

Und auch das kleine Network The CW darf hier nicht fehlen: 2013 wurde mit The Originals ein Spin-Off zum erfolgreichen The Vampire Diaries gestartet und für die Season 2014/15 um eine zweite Staffel verlängert.

Diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen, sicherlich auch mit weitaus komplexeren Spin-Off Grundkostellationen (ich erwähne nur mal kurz das Breaking Bad Spin-Off Better Call Saul), doch die oben genannten Beispiele sollen ja meine Grundthese stützen.

Dass die neuen NCIS- und CSI-Spin-Offs erfolgreich sein werden, das ist unbestritten. Ob sie der Qualität im Fernsehen einen positiven Beitrag liefern dagegen schon. Wie immer hat niemand etwas gegen Formate jeglicher Art, die etwas zu sagen haben, auch wenn es sich dabei um ein Spin-Off handelt. Derart generische Abklatsch-Geldruckmaschinen sind allerdings keine guten Aussichten für die TV-Landschaft.

Fazit

Und nun bekomme ich wieder den Bogen zu Full House und Charmed. Können die Wiederbelebungen/Reboots funktionieren? Im Fall von Full House eventuell. Die Familien-Comedy ist zurück und die Weitererzählung könnte alte Schauspieler und Anspielungen mit einbinden. Zudem ist die Originalserie lange genug vorbei, um ein neues Publikum zu begeistern.
Für den Fall Charmed sehe ich schwarz. Zum einen sind erst sieben Jahre seit dem Ende des Originals vergangen, zum Anderen kann ich mir als Fan des Originals kein Reboot vorstellen, in dem ich nicht mit Holly MarieCombs, Alyssa Milano, Shannon Doherty und Rose McGowan vergleiche.

Der Superheldenmanie blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Zum einen freue ich mich mit zunehmenden Comic-Interesse an der Vielzahl verschiedener Shows, sehe aber auch die Gefahr, dass die Networks auf Teufel komm raus die Cashcow Comics melken wollen und dabei die Qualität auf der Strecke bleibt.

Und ein letztes Problem sehe ich noch, eines das die Beispiele im Text alle gemeinsam ausdrücken: Wo zur Hölle ist eure eigene Kreativität, ihr Serienmacher? Warum wird geboot-spin-adaptet was das Zeug hält? Beispiele der letzten Jahre zeigen, dass da noch viel zu ergründen ist. Once Upon a Time ist phänomenal, was den Grad der Kreativität angeht. Und das gerade gestartete Red Band Society zeigt, wie man mit klassischen Stoffen, neue Wege gehen kann. Und das alles, ohne High-Concept-Shit!