Kritikerlob, unzählige Nominierungen für renomierte Preise und ein Cast allererster Sahne. Das ist The Good Wife kurz zusammen gefasst. Vier Staffeln lang lieferte man gute Unterhaltung, Spannung und interessante Fälle. Und immer war der Ton der Serie seriös, gehalten und intelligent.
Und dann
begann die fünfte Season. Schon gegen Ende der letzten Staffel bereitete man
einen Gamechanger vor, welcher anfang der neuen Staffel explodieren sollte. In
#5.05 Hitting the Fan überschlagen sich die Ereignisse, die Spannungen zwischen
den Charakteren brechen heraus und The Good Wife ist nicht mehr das, was es
einmal war. Was mir da schon als große Veränderung erschien, steht jetzt im
Schatten eines anderen, viel gewaltigeren Ereignisses: Wills Tod in #5.15Dramatics, Your Honor. Die Folgen für die Protagonisten und ihre gewohnte
Umwelt sind verheerend, das Staffelfinale (#5.22 A Weird Year) wirft erneut
alles über den Haufen und konstruiert komplett um. Und so schafft es die Serie,
eine der besten (wenn nicht sogar die beste) Staffeln ihrer Geschichte abzuliefern.
Selten gibt es ein solches Aufbegehren in dem schon fortgeschrittenen Alter der
Serie.
Die Folgen:
Alicia
Wir kennen
Alicia als starke Anwältin, die trotzdem hin und wieder ihre verletzliche Seite
zeigt, gerade wenn es um ihre beiden Kinder geht. So beendete sie die Affaire
mit Will aufgrund des ihrer Meinung nach zu großen Einflusses auf ihre Kinder
und söhnte sich schließlich mit Peter aus. Ihr Weg zur eigenen Kanzlei scheint
dies zu unterstreichen, entfernt sie sich jetz auch geographisch von Will. Doch
als dieser plötzlich stirbt, wird ihr schmerzlich bewusst, dass es ganz ohne
Will in ihrem Leben nicht geht – leider zu spät. Ihre Trauer und Wut lässt
ihren Hang zum guten Wein wieder etwas aufleben. Alicia ist geistesabwesend und
unbändig. Cary versucht, so gut es geht die Geschäfte von Florrick/Agos allein
zu bewältigen, um Alicia, die inzwischen auch zu einer Art freundin für ihn geworden
ist, zu entlasten. Gleichzeiting stauen sich dadurch auch Probleme auf. Alicia
ist kaum belastbar und es traut sich in dieser Situation auch keiner, ihr
Paroli zu bieten. Erst im Staffelfinale entlädt sich Carys Frust über so manch
Entscheidung, die Alicia in ihrer Trauer traf.
Und auch
privat geht Alicia nicht mehr so rücksichtsvoll vor. Zum ersten mal hat man den
Eindruck, dass sie Entscheidungen für sich selbst trifft und nicht etwa im
Sinne ihres Mannes und seiner Karriere oder auch zugunsten ihrer Kinder. Die
Ehe mit Peter beendet sie kurzerhand, sie soll nur noch auf dem Papier bestehen
bleiben. Und endlich lässt sie auch ihrer Wut ihm gegenüber freien Lauf:
Peter: „How
many times do I have to tell you, when I cheated it didn’t mean anything?“
Alicia: „When
I cheated, it did!“
Am Ende
steht Alicia irgendwie allein da, obwohl jeder mit ihr sympatisiert. Der Start
in Staffel sechs sollte also spannend werden, beruflich und privat.
Diane und
Kalinda
Die beiden
verbliebenen Damen bei Lockhard/Gardener gehen in dieser Staffel auch durch
eine schwere Zeit. Nicht nur verliert Diane zunächst eine Riege guter Anwälte,
die auch noch gut zahlende Klienten mitnehmen, sie verliert auch immer mehr an
Einfluss in der Kanzlei. Machtspiele rund um David Lee sind nichts neues, als
Diane jedoch Will als Partner verliert, bricht ein offener Krieg aus. Ein
Krieg, der sie immer weiter in Richtung Alicia treibt, da sie mit ihr die alten
Zeiten verbindet. Damit verliert sie allerdings noch mehr Ansehen in ihrer
Kanzlei. Auch der verzweifelte Versuch, mit Louis Canning Stabilität in die
Geschäfte zu bringen scheitert. Und am Ende sitzt Diane bei Florrick/Agos am
Tisch und bittet um ihre Aufnahme dort.
In dieser
ganzen Zeit weicht ihr eine Person nie von der Seite: Kalinda. Deren
Freundschaft zu Alicia rückt in immer weitere Ferne und so wird Kalinda zur
wichtigsten Vertrauten für Diane. Und in keiner Sekunde zweifelt man an deren
Aufrichtigkeit, auch wenn die Machen wie immer mit Kalinda als Charakter
spielen.
Kalinda
selbst ist in dieser Staffel zunächst weniger stark hervorgetreten. Erst mit
Wills Tod sticht sie immer wieder mit tollen Aktionen hervor. Einzig ihr Umgang
mit Cary mag mir nicht so recht gefallen. Wobei Cary auch nicht ganz unschuldig
ist, schließlich lässt er es ja mit sich machen. Sie selbst wird von Wills
Ableben stärker getroffen als ich es ihr zugetraut hätte. Ihr sadistisches
Spielchen mit Jeffrey Grant, wills Mörder oder auch manch Moment der
Ziellosigkeit, den man von Kalinda nicht kennt, machen dies deutlich. Kalinda
ist und bleibt ein interessanter Charakter, der immer wieder zum Spielball
zwischen den Fronten wird und an dem man oftmals den Stand der Beziehungen gut
messen kann.
Lockhard/Gardener
Am Anfang
der Staffel war die Kanzlei gerade wieder auf dem Weg nach oben. Die Insolvenz
abgewendet, konnten Will und Diane wieder in die Vollen gehen. Doch plötzlichen
seilen sich die Anwälte des vierten Jahres ab, darunter ihr Star Alicia und der
nicht weniger gute Cary. Außer sich vor Wut (und sicher auch Verzweiflung, die
Folgen ahnend) bricht Will mit Alicia. Doch nicht nur, dass die Anwälte fehlen,
nein, sie werben L/G auch noch wichtige Klienten ab, darunter den Software-Riesen
ChumHum. Der Krieg zwischen der „alten“ Macht und den neuen Senkrechtstartern
von Florrick/Agos fordert Kraft von beiden Seiten. Und nicht immer sind alle
Partner bei L/G einverstanden. Besonders David Lee beginnt, sich intrigant von
seiner schlechtesten Seite zu zeigen. Und auch zwischen Will und Diane ist
nicht immer alles klar.
Auch hier
wird DAS Ereignis der Staffel zum Wendepunkt. So verliert Diane immer mehr
Einfluss und muss sich zunehmend dem Druck von Lee und Canning beugen, ja läuft
sogar Gefahr völlig die Kontrolle zu verlieren. Damit bleibt ihr nur noch die
Flucht nach vorn: Der Weg zu F(A. Sicherlich kein leichter, gerade mit der
Vorgeschichte dieser Staffel. Doch Alicia sympathisiert mit der Weggefährtin
von Will und agiert ungewohnt sentimental. Die daraus resultierenden Probleme
bei F/A werden uns nächste Staffel beschäftigen. Und die Spannung steigt, wo
welcher Anwalt in Zukunft sein Lohn und Brot erhält.
Und nun?
So gut die
fünfte Staffel war, so schwer wird die sechste. Zum Einen sind die Erwartungen
an die Serie nun höher als je zuvor, zum Anderen steht nach Wirbel und Trauer
für viele Fans die Frage im Raum, ob es jemals einen „Ersatz“ für Will geben
wird, auch für Alicia im Hinblick auf einen Love-Interest. Auch das Ende mit
Elis Anruf und dem damit verbundenen Angebot an Alicia, in die Politik zu
gehen, stimmt mich unentschieden. Es stehen noch turbulente Zeiten bevor und
die Vorfreude auf die nächste Season steigt. Bitte mehr Dramatics, You Kings!