Dienstag, 10. Februar 2015

The Last One: Sehenwerte Serienfinals

(Enthält selbstredend massive Spoiler zu alle genannten Serien.)

Nachdem es zuletzt um verfrühte Enden und die damit meist verbundene Unzufriedenheit der Zuseher mit jenen ging, soll es heute um geplante Abschlüsse gehen. Dass es auch dabei nicht zwangsläufig zu puren Begeisterungsstürmen kommt, sei ebenfalls angemerkt. So gerieten die Finals von Dexter und LOST zu wahrgewordenen Albträumen von Serienfans. Und auch True Blood versank nicht gerade in Lob, als es letztes Jahr zu Ende ging. Über How I Met Your Mother möchte ich erst gar nicht reden...

Doch nun zu deutlich besseren Enden, manche Kult, manche gerade erst über den Bildschirm geflimmert.

Forever Charmed (Charmed)

Acht Staffeln gibt es von Chamed, der Serie über drei Hexenschwestern. Und besagtes Finale ist genaugenommen Anlauf Nummer zwei. Denn beim Finale der siebten Staffel sah alles nach einer baldigen Absetzung aus und so entschieden sich die Autoren für die sichere Lösung. Die drei Schwestern besiegten ihren Erzfeind und ließen alles danach aussehen, dass es sie selbst dabei erwischt hätte. Durch einen Zauber schienen sie nach Außen andere Menschen zu sein und konnten von nun an ein unbehelligtes Leben führen.

Doch dann kam es unvorhergesehen zu einer achten Staffel und es musste ein neues Ende her. Mag man sich über die Staffel trefflich streiten können, so ist eines klar: Die Doppelfolge zum Schluss stellte den ersten Finalversuch deutlich in den Schatten: Nachdem sowohl Billys Schwester als auch Paige und Phoebe im Ultimate Battle starben, bringt der Schicksalengel Leo zu Piper zurück. Zusammen mit ihm macht sich die am Boden zerstörte Piper auf, einen Weg zu finden, ihre Schwestern zu retten. Durch Cupids Ring gelingt es ihr dabei, in der Vergangenheit ihre Großmutter und Mutter (aus verschiedenen Vergangenheiten wohlgemerkt) aufzutreiben, um die Macht der Drei zu rekreieren und so Phoebe und Paige zu retten. Als alle in der Gegenwart angekommen sind um ans Werk zu gehen, platzen Pipers Söhne Wyatt und Chris magisch aus der Zukunft in die Szene. Familienzusammenführung etwas anderer Art nennt man das. Natürlich rettet Piper ihre Schwestern und sie erledigen nebenbei eine ganze Generation an Dämonen, sodass sie für die nächsten Jahre Ruhe haben.

In einer Überblende ergänzen sie das allwissende Buch der Schatten, das in jeder Folge Dreh- und Angelpunkt war, um ihre eigene Geschichte und so wird dem Zuschauer einiges aus den zukünftigen Leben der Halliwell-Schwestern gezeigt, inklusive Liebesglück für alle drei.



The Last One (Friends)

Sagenhafte zehn Staffeln lief Friends, prägte eine ganze Generation und gilt bis heute als Kult. Und so verwunderte es auch niemanden, als 2004 ganze 52 Millionen Zuschauer das Ende der Serie einschalteten. Die Abschlussstaffel bescherte den sechs Hauptdarstellern einen Rekord-Gage von 1 Millionen $ pro Folge und so schien es beinahe unmöglich, alle Erwartungen zu erfüllen. Und doch gelang den Machern um David Crane und Marta Kauffman quasi ein perfektes Finale abzuliefern.

Während Monica und Chandler schon lange ihr Liebesglück fanden und nun versuchten, eine Familie zu gründen und Phoebe just in der Abschlusstaffel ihren Mike heiratete, konzentirerte sich das Finale auf die Never-Ending-Lovestory um Rachel und Ross. Kaum zu glauben, aber die Rachel, die Anfang der Serie noch reich heiraten wollte und dann zunächst eine schlechte Kellnerin im Central Perk wurde, bekam einen Job in Paris angeboten und war drauf und dran, New York per Flugzeug zu verlassen. Getrieben von Phoebe versucht Ross nun, Rachel am Flughafen anzufangen und ihr seine Liebe zu gestehen. Als die beiden jedoch bemerken, dass sie am falschen Airport sind, scheint alles verloren. Zm Schluss ist es Rachel, die nach ein paar lustigen Turbulenzen rund um "the left Phalange" des Flugzeuges, doch den Flieger verließ und nun bei Ross zum Happy End bereitsteht.

Auch Monica und Chandler bekommen in Form von Zwillingen ein Happy End und nun steht der extrem kitschige Klischee-Moment des Licht-ausschaltens auf dem Programm - jedoch so emotional und perfekt umgesetzt, dass er keine Kritik zulässt. Das Appartment mit der lilafarbenen Wand und der grünen Tür, dass zehr Jahre lang Hauptschauplatz der Serie war und in dem quasi jeder (zumindest zeitweise) der sechs Freunde lebte, wird nun verlassen. Genau wie der Zuschauer die sechs Charaktere verlässt, die ihn in den letzten Jahren zum lauten Lachen und Weinen brachten.

Chuck Versus the Goodbye (Chuck)

Durchaus als Glück könnte man die Geschichte von Chuck betrachten. Und zwar vom Serienstart bis zum Finale. In der Streikseason gestartet, stand die Serie quasi jedes Jahr auf der Kippe. Doch mangels Alternativen und einer starken Fanbase (ich sage mal Subway-Aktion) kam es immer wieder zu einer Bestellung einer neuen Staffel. Trotz allen Glücks war die fünfte Staffel im Jahr 2012 dann die letzte. Doch zumindest war das von Anfang an klar und so konnten die Autoren von langer Hand ein rundes Ende planen.

Die letzte Staffel versetzt unsere Helden in ihr eigenes Sicherheitsunternehmen. Zum Ende hin spitzt sich die Lage extrem zu und Sarah wird gekidnapped. Da sie das Intersect zu dieser Zeit im Kopf trägt und nicht als Trägerperson geeignet ist, bietet sie eine gute Zielscheibe für ihren Peiniger. Dieser macht sich einige Erkenntnisse um die Beschleunigung der negativen Auswirkungen des Intersects in ungeeigneten Personen (siehe zuvor Morgans Verwandlung) zu Nutze und erwirkt so, dass Sarah ihre kompletten Erinnerungen der letzten Jahre mit Chuck und Casey verliert und fortan gegen jene kämpft.

Chuck gelingt es zwar, Sarah wieder auf ihre Seite zu ziehen, doch die Erinnerungen und damit ihre Liebe samt kürzlicher Hochzeit scheinen für immer verloren. Chucks Schwester Ellie und ihr Mann Devon (Captain Awesome) machen sich derweil mit ihrem Neugeboreren auf den Weg in ein neues Leben. Und während Morgan sein Glück mit Caseys Tochter Alex gefunden hat, kommt Chuck durch Morgan auf die Idee, Sarah an einem Ort mit immens großer Bedeutung zu suchen. Als sich Sarah intuitiv dort befindet, weil sie spürt, dass der Ort wichtig ist, fragt sie Chuck nach ihrer Geschichte. Eine Flut an Erinnerungen endet in Morgans Idee, dass ein Kuss alles ändern könne. Während Chuck scheinbar nicht daran glaubt, fällt Sarah ihm ins Wort: "Kiss me!" Zögerlich küsst Chuck Sarah, bis der Kuss inniger wird. Ende.

Ein wirklich offenes Ende, das mich trotzdem überzeugt hat, weil es sich traut kein Happy End vorauszusetzen und den Zuschauer trotzdem mit der Hoffnung zurücklässt, dass es nicht vorbei ist für Chuck und Sarah. Ob sich Sarah nun erinnert oder sich vielleicht erneut in Chuck verliebt, bleibt dabei unwichtig.

Everyone's Waiting (Six Feet Under)

Dieses Finale ist wohl das, mit dem sich (zumindest bei mir) jedes Finale messen muss. Die intensive HBO-Serie rund um eine Familie, die ein Bestattungsinstitut betreibt, hatte oft mitreißende, schockierende oder witzige Momente. Und spätestens als in der vorletzten Folge der älteste der Geschwister Nate stirbt und sein Name und seine Lebenszeit so typisch für die Serie eingeblendet wird, wird einem langsam klar, dass das hier alles gut durchdacht ist.

Wie in so vielen Serien kamen die Charaktere problembeladen und verkorkst in das Leben der Zuschauer. Und trotz aller überstandenen Konflikte und bewältigten Probleme, lassen uns die Macher mit dem Gefühl zurück, dass sie trotzdem alle noch genug mit sich rumtragen: Mutter Ruth ist einem psychisch kranken Mann verheiratet, alle Müssen mit Nates Tod zurechtkommen und Claire bricht zwar in ein neues Leben auf, doch auch sie nimmt noch genug Drama mit.

Und so beginnt das Ende mit Claries Versuch ein letztes Erinnerungsphoto ihrer Familie zu schießen, bevor sie losfährt: Von ihrer Mutter und deren neuem Mann, von ihrem Bruder David, endlich mit seinem Partner Keith vereint, und deren Adoptivkindern. Ihr verstorbener Bruder begleitet Claire dabei, sagt ihr den wunderschönen Satz "You can't take a picture of this moment, 'cause it's already gone." Und nachdem auch Nate nicht mehr in ihrem Innenspiegel erscheint, beginnt Claires Reise. Und so wie sie in ihr neues Leben fährt, erleben wir als Zuschauer wichtige Punkte in aller Leben, die noch vor ihnen liegen. Und zwar bis hin zu ihrem Tod. Jeder bekommt eine Szene, in der er oder sie stirbt, jeder bekommt den Bildschirm mit seinem Namen und der Lebeszeit. Bis schließlich auch Claire im Kreise ihrer Familie die trüben Augen für immer schließt. Und das alles traumhaft schön unterlegt von Sia mit "Breathe Me". Gänsehaut pur:



May God Bless and Keep You Always (Parenthood)

Ähnlich durchgemogelt wie Chuck hat sich auch Parenthood auf NBC und brachte es so auf sechs Staffeln. Erst kürzlich endete die Serie mit einem schönen, bewegenden Finale. Abschließend und offen zugleich, genau wie es sich für eine Familienserie gehört. Nicht weniger war von Jason Katims zu erwarten, schließlich hat er Erfahrung auf dem Gebiet. Seine vorhergehende, ebenso hervorragende Serie Friday Night Lights ließ sich dahingehend auch nicht lumpen.

Nach unzähligen Dramen in der Familie Braverman versammlen sich alle für Sarahs Hochzeit mit Hank. Emotional in mehrerlei Hinsicht, denn auch Sarahs Tochter Amber begrüßt ein neues Familienmitglied: Ihren Sohn, den sie nach ihrem Opa Zeek benennt. Julia und Sam bekommen das Angebot, Victors gerade geborene Halbschwester zu adoptieren und Crosby eröffnet Amber, dass er mit ihr ohne Adam das Luncheonette weiterführen will. Und Adam wird von seiner Frau Kristina zum Schulleiter der selbst gegründeten Schule ernannt, nachdem sie ein anderweitiges Angebot bekommen hat. Und Max, der mit seiner Asperger-Erkrankung stets eines der Zentren der Serie war, tanzt zum ersten Mal mit einem Mädchen, sodass seine Eltern Adam und Kristina voller Hoffnungen für sein zukünftiges Leben sind.

Kurz darauf erleben wir Camille, wie sie ihren Ehemann Zeek, der in der gesamten Staffel mit Herzproblemen zu kämpfen hatte, tot im Sessel findet. Doch so traurig dieser Moment ist, so überschattet er keineswegs die positive Grundstimmung des Finales. Laut Zeeks Wunsch verstreut seine Familie seine Asche auf einem Baseballfeld und spielt dann gemeinsam ein Partie. Dabei werden Szenen aus der Zunkunft der Charaktere gezeigt und die Familie verlässt nach dem Spiel das Feld - und unseren Bildschirm.



Bon Voyage (Gilmore Girls)

Schnelle Dialoge, eine verschrobene (fiktive) Kleinstadt namens Stars Hollow und allerhand Liebesdrama der Mutter-Tochter-Konstellation aus Lorelei und Rory. Sieben Staffeln erreichte diese Serie und ist noch heute ganz weit vorn bei den Lieblingsserien ihrer Fans. Zunächsteinmal muss gesagt werden, dass dieses Finale zunächst nur als Staffelfinale gedacht war, da nocht nicht feststand, ob das neu firmierte Network The CW die Serie für eine achte Staffel verlängern würde. Da es dazu eben nicht kam, fungiert der Staffelsbschluss auch als Serienabschluss und macht unter diesem Aspekt einen guten Job. Auch wenn die Dauerfrage, ob nun Dean, Jess oder Logan der Richtige für Rory ist, nie geklärt wurde.

Die Serie endet mit Rorys College-Abschluss. Rund um das Ausräumen ihres (und Paris') Appartment, lehnt Rory den Heiratsantrag ihres Dauerfreundes Logan ab, der daraufhin Rory höchst theatralisch erklärt, dass sie entweder diesen nächsten Schritt zusammen gehen oder sich trennen, denn auf der Stelle treten wolle er nicht. Rory lässt sich nicht bedrängen und verlässt Logan. Ihre Heimatstadt plant derweil eine Fete zu Ehren Rorys, gleichermaßen für deren College-Abschluss als auch zur Verabschiedung. Denn unsere hochintelligente Rory hat eine Stelle ergattert, bei der sie Barak Obama auf dessen Wahlkampftour journalistisch begleitet.

Mutter Lorelei verständigt sich derweil mit ihrer eigenen Mutter Emily, die früher so verhassen (weil aufgezwungen) Freitagsdinner fortzuführen. Und auch ihre Dauer-On-Off-Beziehung mit Luke bekommt neuen Spin, als die beiden sich unvermittelt küssen. Und auch hier verlassen wir die Serie mit einem Licht-aus-Tür-zu-Moment, der auch hier nicht klischeehaft oder kitschig wirkt, sondern einfach nur passend.

The Finale (Will & Grace)

Mutig. So würde ich das Ende von Will & Grace nennen. Denn statt ein versöhnliches Finale zu zeigen, in dem sich alle in den Armen liegen, spinnen die Autoren das weiter, was sich schon in den Folgen zuvor andeutete: Die Entfremdung der einst besten Freunde. Denn mit dem Auftauchen von Vince ändern sich für Will die Prioritäten. Grace ist zudem schwanger und der (unwissende) Vater des Kindes Leo bekommt ein Jobangebot in Rom. Grace entscheidet sich, nicht mitzugehen und gemeinsam mit Will das Kind großzuziehen. Doch Leo kommt zurück, erfährt von dem Kind und versöhnt sich mit Grace - sehr zu Wills Missfallen.

Zwei Jahre gehen ins Land, es ist Wills Geburtstag. Jack und Karen überlegen sich einen Trick um die beiden wieder zusammen zu bringen. Doch was scheinbar funktioniert hat, entpuppt sich als Trugschluss. Jack muss derweil ein nötiges Übel in Kauf nehmen, um sich bei Karen für ihre jahrelange Unterstützung zu revanchieren, nachdem diese ihr Vermögen verliert. Doch Jacks Problem wird bald vom Winde verweht.

Vor einer Tür in einem College-Wohnheim treffen sich eine junge, rothaarige Frau und ein schwarzhaariger Mann. Was zunächst nach einer Rückblende zu Will & Graces Kennenlernen aussieht, entpuppt sich als Schicksal: Es sind ihre Kinder Lila und Ben, die sich spontan zum Kaffee verabreden. Danach kommt es erneut zu einem Zusammentreffen von Will und Grace. Später sehen wir, wie die beiden sich über die Hochzeit ihrer Kinder unterhalten und beschließen, sich auf einen Drink zu treffen - und zwar auch mit Jack und der ungealterten Karen. Die vier Freunde trinken auf die Familie und wir sagen auf Wiedersehen.

Und wenn sie nicht gestorben sind...

Es muss nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen sein. Auch die Finals von Will & Grace sowie Chuck sind gute Finals. Solange das Ende der Serie ihren vorherigen Geschichten gerecht wird und den Erwartungen der Fans einigermaßen Stand hält, so darf man von Erfolg sprechen. Dass nicht jede Serie ein Kult-Finale vom Schlage Friends oder Six Feet Under abliefert sei auch als gegeben zu sehen. Und so zeigt sich umso mehr, wie sehr das Finale einer Serie retrospektiv wirken kann: Als Ansporn für einen späteren Rerun oder eben auch als Spielverderber auf alle Zeit. Und so schwingt (gerade bei älteren Serien) immer mehr die Frage mit: Wie wird sie enden, meine Lieblingsserie? Werden es Grey's Anatomy und The Good Wife oder auch Modern Family und The Big Bang Theory schaffen, ihre Fans bei ihrem letzten Ausflug auf die Mattscheibe zufrieden zurück zu lassen? Ich will es doch hoffen!