Mittwoch, 30. April 2014

Die Serien und der Tod

[Dieser Text enthält massive Spoiler zu The Good Wife und Game of Thrones!!!]


Ein komischer Titel für den zweiten Blogeintrag, aber ich möchte aufgrund meiner letzten Seherfahrungen einfach mal etwas zu diesem Thema sagen.
Wir lieben sie, wir hassen sie, wir leiden mit ihnen, wir freuen uns über ihr Versagen - Seriencharaktere. Und genau wie im "echten Leben" lauert auch hier der Tod. Nun gibt es viele Arten, einen Charakter loszuwerden, Tod ist nur einer davon. Doch zumeist stellt er etwas endgültiges dar und eröffnet meist gute Möglichkeiten, um die anderen Charaktere zu verändern.

Der alles verändernde Tod

Eben dies passierte quasi mitten in der fünften Staffel der CBS-Anwaltsserie "The Good Wife". Als einer der Hauptdarsteller keine Vertragsverlängerung wollte, entschied man fernab der Öffentlichkeit, den Charakter des Will Gardner sterben zu lassen. Bis zur 15. Episode der aktuellen Staffel wurde dieses Geheimnis gut gehütet und so war der Zuschauer umso schockierter und ergriffener von Wills extrem plötzlichen Tod. Und mehr noch erhielt die Staffel eine völlig neue Wende. Alles schien nun möglich, die verbliebenen Charaktere, allen voran Alicia und Diane, sollten nun beweisen, wie durchdachte Charakterarbeit der Autoren funktioniert. Unglaublich subtil und eindringlich stellt man den immer wiederkehrenden Schmerz und Leere dar, die ein geliebter Mensch hinterlässt. Aber auch die Wut und die sich verändernden Machtverhältnisse in der Kanzlei werden gut beleuchtet, bis hin zu den Nebenpersonen. Damit macht die Serie bisher aus der schlechten Ausgangslage –  Serien die zentrale Frage wie er sich befreit, sondern ob.r, ist er in einer prekären Situation, dann ist nicht wie bei ein langjähriger Hauptdarsteller und immer-wieder-Love-Interest der Hauptperson verlässt die Serie eine Tugend. Die etwas festgefahrenen Storylines werden völlig neu aufgestellt und somit spielt die Serie ihren alten Stärken perfekt aus.

Der alltägliche Tod

Ganz anders geht die Ausnahme-Serie "Game of Thrones" mit dem Tod um. Zum einen spielt sie in einer anderen Zeit, in der ein einzelnes Leben noch nicht ganz so viel zählte wie heute, zum anderen gibt es eine ganze Masse an toten Hauptcharakteren zu betrauern. Spätestens als Ned Stark in der neunten Episode der ersten Staffel seinen Kopf verlor, war mir klar: Die Macher meinen es ernst! Getreu der Vorlage von George R. R. Martin ist kein Charakter sicher. Ist er in einer prekären Situation, dann ist nicht wie bei anderen Serien die zentrale Frage, wie er sich befreit, sondern ob. Und genau das erhöht bei extrem vielen Aufeinandertreffen und Auseinandersetzungen die Spannung merklich. Vermutlich ist auch gerade das der Reiz, der Game of Thrones interessant macht und von anderen Serien abhebt. Denn es braucht schon Mut, einen geliebten Charakter über den Jordan zu schicken. Andere Serien schaffen das nicht. Lafayette aus "True Blood" zum Beispiel stirbt in der Buchvorlage schon recht früh. In der Serie jedoch ist er nach wie vor dabei.

In "Six Feet Under" geht es noch ganz anders zu: Hier stirbt in jeder Folge jemand. Doch sind es uns unbekannte Menschen, die dann im Bestattungsinstitut der Familie Fisher landen. Einzig das Ende der Serie zeigt ihre besondere Verbundenheit zum Thema Tod. Nachdem bereits eine Folge zuvor in der Gegenwart einer der Fishers starb, sehen wir in den letzten Minuten der Serie jedem Hauptcharakter dabei zu, wie er (in teilweise sehr ferner Zukunft) stirbt.



Der sinnlose Tod

Und dann möchte ich noch ein paar Worte zu den weniger gelungenen Ableben von Charakteren sagen. Ganz abseits von Logiklöchern in Mystery- oder SciFi-Serien, wo jedem halbwegs intelligenten Zuschauer mindestens drei Wege einfallen, wie man den eben Verstorbenen hätte retten können, gibt es auch in Drama-Serien weniger gut durchdachte Geschichten, die zum Tod einer Person führen.

In "Brothers & Sisters" entschied sich Rob Lowe, in der fünften Staffel nicht mehr dabei sein zu wollen. Da die Serie schon diverse Scheidungsstories hinter sich hatte, erlebte Familie Walker im Finale der vierten Staffel daher kurzerhand einen schweren Autounfall. Doch anstatt, dass Robert McAllister an Ort und Stelle einen tragischen Tod stirbt, lässt man seine Frau Kitty am Anfang der fünften Staffel (ein Jahr nach dem Unfall) am Krankenbett ihres im Koma liegenden Mannes sitzen. Was sicherlich gut gedacht war, verkam ins Lächerliche, denn noch in derselben Episode entschied Kitty, dass die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden sollten. Und kurze Zeit später war sie von einem Mittzwanziger schwanger. Da kann man leider nur mit dem Kopf schütteln und sagen, dass diese Serie mit Recht nach einer verkürzten fünften Staffel abgesetzt wurde.

Und auch in "The O.C." führte eine ähnliche Ausgangssituation, dass Marissa in der vierten Staffel nicht mehr unter den Lebenden weilte. Wurde ihr Tod noch annehmbar dargestellt, so fehlte mir es in dessen Behandlung an Tiefe und Nachvollziehbarkeit. Ein absolut veränderter Ryan, der sich nach langer Zeit bei den Cohens komplett von ihnen lossagt, wird innerhalb weniger Folgen wieder "normal" und kommt mit Taylor Twnsend zusammen. Und dort ist das nächste Problem: Als Teenie-Serie war OC immer auf die Paare der Serie ausgerichtet und so sehr man Marissa auch hassen mochte, es lief immer auf die Paarung mit Ryan hinaus. Doch mit ihrem Tod enstand eine riesige Lücke, die die beförderte Taylor nicht zu füllen vermochte. Das lag allerdings weniger an der tollen Autumn Reeser als viel, viel mehr an den Autoren, die aus der in Seth verliebten Antagonistin eine in Ryan verliebte Hauptfigur machten.

Fazit

Manchmal zerstört der Tod einer zentralen Figur eine Serie, manchmal belebt er zur richtigen Zeit eingefahrene Plots. Manchmal ist er gut dargestellt, schlüssig erzählt und mit den richtigen Konsequenzen für alle Beteiligten ausgestattet. Und manchmal ist es so, als ob die Autoren gerade dachten "Ach komm', lass mal einen sterben, hatten wir noch nie".

Dienstag, 1. April 2014

How I Met Your Mother - Ein Nachruf.



Es wird sie immer geben, diese Serien, die uns jahrelang begleiten und sich fest in unsere Herzen spielen. How I Met Your Mother ist solch eine Serie für mich. Und während immer mehr Serien den Quoten-Tod sterben, ohne die Möglichkeit eines geplanten Endes zu erhalten, so bekam HIMYM eben Diese. Nun kann es ein Geschenk, aber eben auch ein Fluch sein, denn schließlich muss ein Finale für immer und ewig so dastehen, es kann nicht durch die nächste Staffel relativiert werden. Und es muss das schier Unmögliche schaffen: Möglichst alle Fans zufrieden zu stellen.
Letzteres, so darf man wahrlich sagen, ist HIMYM nicht gelungen. Die Absichten der Macher sind nobel - nichts allzu Vorhersehbares, kein Happy-Ending-All-the-Way. Doch man kann es mit Wendungen, Twists und Überraschungen auch übertreiben. Zumahl das Erzähltempo wohl den aberwitzigsten Sprung hinlegte: 22 Episoden bilden 56 Stunden ab, die letzten zwei wahnsinnige 17 Jahre. Und auch wenn die Serie (teilweise erfolgreich) versuchte, einige Blicke in die Zukunft zu wagen und damit einen guten Teil der Arbeit schon erledigte, so blieb doch noch viel zu viel übrig - so viel, dass man es in 42 Minuten gar nicht unterbringen kann.
Viel wurde geschrieben am heutigen Tag, der ironischerweise der 1. April ist. Einige hoffen, es handle sich um einen verfrühten Aprilscherz, andere halten es für das beste Serienfinale aller Zeiten. Ich selbst bin irgendwo zwischen Verzweiflung und dem Versuch, mir einzureden, dass das schon alles so passt.
Doch sind wir ehrlich: HIMYM war in den ersten drei Staffeln überragend, wurde dann etwas flacher, fand sich hin und wieder und machte aus einer zähen neunten Staffel gegen Ende das Beste. Die Szenen mit der heißersehnten Mutter waren grandios, die 200. Folge trotz einiger Unkenrufe eine der besten der Serie. Das Finale ist da nur ein kleiner Mosaikstein, aber eben jener, der jedermanns Interesse sofort aus sich zieht und mit ihm steht und fällt der Gesamteindruck. Und so viel auch kritisiert und gelobt wurde am Finale, so ist es genau ein Punkt, der am meisten schmerzt: Nachdem wir staffelweise Auf und Ab zwischen Ted und Robin erlebt hatten, arbeiteten die Autoren auf das Ende dieser Paarung hin, das endgültige Ende. Robin gehöre zu Barney ließ man uns glauben. Ted ließ Robin endlich los und war frei für die Mutter. Alles war stimmig, wenn auch langatmig, dargelegt und ergab Sinn. Die letzten zwei Minuten der Serie machten dieses von langer Hand vorbereitete Szenario völlig zu Nichte und stellen damit den gesamten Sinn der Serie auf den Kopf. Die Einen sagen, wer genau hinschaut, weiß das von der ersten Folge an und es würde immer wieder darauf hingewiesen. Doch das erklärt nicht, warum man uns so arg in die Irre führte, wenn alles doch so schnell revidiert werden würde.
So endet eine Ära. HIMYM schrieb keine Fernsehgeschichte wie es Friends einst tat, vielleicht auch weil es nicht konstant so gute Qualität lieferte, aber sie ist eine Serie, die in Erinnerung bleiben wird.Ob in guter oder in schlechter, muss nun jeder selbst Entscheiden. Die große Chance, mit dem Finale eine gute Serie würdig enden zu lassen, haben die Macher jedoch leider vertan. Denn, wenn ein Großteil der langjährigen Fans so gar nicht mit dem Ende zufrieden ist, dann ist wohl etwas schief gegangen.

Byebye How I Met Your Mother.