Sonntag, 25. Januar 2015

Please Don't Leave Me - Serien, die zu früh abgesetzt wurden

Über die Laufzeit einer Serie gibt es verschiedene Auffassungen. Die einen möchten, dass ihre Lieblingsserie quasi ewig weiterläuft, andere sagen, dass jede Serie ihre Zeit hat und früher oder später zu einem Ende kommen sollte. Das gilt für Drama- genauso wie für Comedyserien. Sicher, die Procedurals dieser Erde haben eine längere Halbwertszeit, aber auch da ist irgendwann die Luft raus. In die Länge ziehen funktioniert nicht immer, One Tree Hill und How I Met Your Mother (beide 9 Staffeln lang, How I Met Your Mother - Ein Nachruf.) zeigen das. Hin und wieder finden sich aber auch Beispiele, wo das funktioniert: Grey's Anatomy (momentan 11. Staffel) oder auch Supernatural (10. Staffel aktuell).

Und dann gibt es diese Serien, die nach viel zu kurzer Zeit abgesetzt werden. Durch wiedrige Umstände oder einfach nur schlechte Quoten und meistens mit einem schlechten, weil offenen Ende. Oder noch schlimmer: Einem Cliffhanger. Denn oftmals wird die Entscheidung, eine Serie zu verlängern oder abzusetzen, erst zu den Upfronts im Mai getroffen, also zu einer Zeit, in der die Staffelfinals schon abgedreht oder sogar schon gesendet wurden.

Ich habe ein paar Beispiele aufgetrieben, die mich besonders betroffen haben. Zumindest eine Story hat ihr Happy End bekommen (und es ist nicht Happy Endings...).

Pushing Daisies (2 Staffeln, 22 Episoden)

Bunt und unkonventionell kam die Story um Kuchenbäcker Ned (Lee Pace, Guardians of the Galaxy, The Hobbit) mit der besonderen Gabe des Wiederbelebens daher. Alles beginnt, als er die Leiche seiner Jugendliebe Chuck (Anna Friel) findet und diese durch eine Berührung wiederbelebt. Die ganze Sache hat genau zwei Haken: Berührt Ned die gerade wieder zum Leben erweckte Person nicht innerhalb einer Minute ein zweites Mal, was dann wiederum das sofortige und dauerhafte Ableben jener zur Folge hat, so stirbt jemand anderes. Und der zweite Haken ergibt sich daraus: Denn, auch wenn bereits jemand den Platzhaltertod höchst unfreiwillig auf sich genommen hat, so darf Ned die wiederbelebte Person trotzdem niemals berühren. Das macht die wiederaufkeimende Romanze zur wiederbelebten Chuck nicht leichter.

Damit es nicht langweilig wird, begleiten wir Ned und seinen Privatdetektiv-Kumpanen Emerson Cod (Chi McBride) auf der Suche nach Mördern - leichtes Spiel, wenn man das Opfer selbst nach seinem Peiniger fragen kann, möchte man meinen. Doch die Fälle sind oft vertrackter als gedacht, immer kurzweilig, manchmal sogar gefährlich.

Zugegeben, die Ausgangssituation limitiert die Serie auf Dauer schon. So ist es anfangs noch niedlich, wenn Chuck und Ned neue Wege finden, sich nahe zu kommen, ohne sich zu berühren, mit der Zeit wird es jedoch anstrengend, da die Beziehung der beiden stagniert. Trotzdem hätte ich gern mehr als nur 22 Folgen dieser grandiosen Serie gesehen. Doch der Streik der amerikanischen Autorengewerkschaft machte die erste Staffel nach neun Folgen mundtot, die Wiederbelebung für Staffel 2 dauerte zwar länger als eine Minute, mehr als 13 Episoden wurden es aber leider auch nicht. Dann berührte ABC die Serie ein zweites Mal und sie war für immer tot, mit einem ziemlich zurechtgeschusterten, halboffenen Ende.



Happy Endings (3 Staffeln, 57 Episoden)

Zugegeben, die Prämisse der Serie klingt wie ein Abklatsch aller bisherigen Freunde-Comedies. Ein Ehepaar, ein Geschwisterpaar, ein "Nichtsnutz" und eine geplatze Hochzeit als Einstieg. Willkommen bei How We Met Our Friends.

Doch was dann geschieht, ist für mich heute noch unbegreiflich: Die Serie macht aus den alten Rollenbildern, wiederaufgewärmten Klischees und unsäglichen Verstrickungen einfach das meiner Meinung nach witzigste, was ich seit Langem gesehen habe. Pop-kulturelle Anspielungen, schnelle Wortwechsel, Wortspiele und Klamauk vermischen sich zu einem grandiosen Sketchfeuerwerk. (Ich kann das sagen, ich lache auch beim 8. Durchlauf immer wieder laut los!) Im Cast einen Liebling auszumachen ist schwer, jeder Darsteller überzeugt voll und ganz. Timing und Können sind grandios.

Das sahen zwar auch die Verantwortlichen beim Sender ABC so (sonst wäre wohl schon nach der ersten Staffel Schluss gewesen), aber leider die amerikanischen Zuschauer nicht. Und so wurde die Serie unter einer Kampagne #SaveHappyEndings zwar noch versucht an einen anderen Sender weiterzuverkaufen, letztlich jedoch trotzdem beerdigt. Das einzig Positive: Zumindest darf das Ende als einigermaßen "rund" bezeichnet werden, der Kreis zum Beginn der Serie ist irgendwie geschlossen. Doch so recht verwinden kann ich (und neben mir noch viele andere) das Aus der Serie bis heute nicht.



Veronica Mars (3 Staffeln, 64 Episoden)

Als diese Serie 2004 beim kleinen Network UPN startete, wusste noch keiner, dass sie einmal zur Ikone wird. Zum einen zur Ikone einer Generation von Tennie-Serien, die versuchen anders zu sein als bisher, zum anderen zu einer Ikone des modernen Crowd-Fundings. Doch dazu gleich mehr.

Rob Thomas zeichnet uns in seiner Serie, recht untypisch für ihr Genre, eine dunkle Welt. ("Teen-Noir" heißt das dann im Serien-Jargon) Eine mit reichen, verwöhnten 09ern (an deren Postleitzahl orientiert) und all den anderen, "niederen" Menschen im Rest der fiktiven Stadt Neptune. Veronica (Kristin Bell) hat eine bewegte Vergangenheit, war trotz ihrer Herkunft aus dem "Rest" Teil der Clique der 09ers. Bis ihre beste Freundin (Amanda Seyfried) ermordet wird und Veronicas Vater (Enrico Colantoni), zu dieser Zeit Sheriff der Stadt, gegen deren Vater ermittelt. Veronica wird verstoßen, zur Außenseiterin. Als wir in ihr Leben kommen, baut sie sich gerade ein neues Leben an der Highschool auf, wird noch immer von allen verhöhnt - und hat begonnen, selbst den noch immer ungeklärten Tod ihrer besten Freundin aufzuklären. Ihr Vater ist inzwischen Privatdetektiv, von ihm lernt sie auch die besten Tricks. Die Serie lebt von einer kessen Veronica, die schlau ist und zielstrebig, trotzdem manchmal falsche Entscheidungen trifft und unsicher ist.

Überhaupt sind die Charaktere zumeist recht vielschichtig, auch die Fälle, die Veronica für ihre Mitschüler löst, entpuppen sich oft als mehr als sie zunächst scheinen. Und so ist es die unglaublich gute erste Staffel, die extrem hohe Erwartungen setzt. Die zweite Staffel hält da qualitativ noch mit, wenn die Quoten auch fallen. Um dem entgegen zu wirken, wird in der dritten Staffel (die nun am College spielt) kein staffelübergreifender Fall behandelt, sondern kleinere Stücke abgearbeitet. Ein Schachzug, der immer logisch klingt, jedoch nur selten den gewünschten Effekt hat. Und so geht Voronica am Ende des dritten Staffelfinals The Bitch Is Back durch den Regen, dem offenen Ende der Serie entgegen.



Über Jahre hinweg sind Fans verärgert, fordern irgendeine Art Aufklärung. Verhandlungen für einen Film scheitern, zu gering scheinen die Erfolgsaussichten. Im Jahr 2013 fassen sich Schöpfer Rob Thomas und seine Darsteller ein Herz und starten ein Crowdfunding-Projekt. Sie wollen in einem Monat 2 Million Dollar sammeln. Die sind innerhalb von 10 Stunden beisammen, am Ende werden es  knapp 6 Millionen. Und das Projekt wird das mit den meisten Unterstützern seit Gründung von Kickstarter. Der Film startete 2014 in den Kinos und die Fans sind hoch zufrieden. Happy Ending.

Smash (2 Staffeln, 32 Episoden)

Nachdem Glee unglaublich erfolgreich startete, prüften alle Sender eigene Musical-Projekte. NBC nahm es wortwörtlich und ließ die Serie Smash vom Stapel. Diese dreht sich um die Inszenierung eines Musicals über Marilyn Monroe - und zwar von der Idee bis (zumindest theoretisch, denn dazu kam es ja nie) zum fertigen Produkt. Mit allen Wiedrigkeiten wie Besetzung, Musikauswahl und Liebesquerelen ausgestattet, erbot sich ein recht stimmiges Bild einer - zugegebenermaßen - leicht soapigen Serie, die aber vor allem auch durch die Musik überzeugen konnte.



Auch der Cast konnte überzeugen. So mimte Jack Davenport (Fluch der Karibik) den Regisseur Derek, der eine harte Schale hatte und meist ziemlich ungenießbar war, auf den man aber auch zählen konnte, wenn es darauf ankam. Sehr zu meiner Freude war auch Will & Grace-Alumna Debra Messing mit von der Partie, die Julia spielte, die neben der Story fürs Musical auch einen Großteil des privaten Dramas beisteuerte.

Und ja, es ging auch einiges daneben. Das Liebeshin und -her war recht anstrengend und die immer neuen Steine, die dem Musical in den Weg geworfen wurden, waren nicht immer ein Grund weiterzuschauen. Für mich war die Serie jedoch immer eine Quelle guter Laune, denn die Musicalnummern wurden jederzeit top umgesetzt. Zum Schluss blieb NBC aufgrund desaströser Quoten nichts anderes übrig als den Stecker zu ziehen. Zumindest ließ man dies die Macher recht zeitnah wissen und so konnte ein vertretbares Ende stattfinden. Und das wurde, Sendeplatz hin oder her, auch ausgestrahlt und versauert nicht in irgendeinem Archiv.

United States of Tara (3 Staffeln, 36 Episoden)

Als einzige Nicht-Networkserie schafft es United States of Tara in diese Riege. Denn normalerweise entscheiden sich die Pay-TV Sender schon recht früh bei der Sichtung neuen Materials ganz am Anfang des Produktionszyklus, ob die Serie weiterhin auf Sendung bleibt. Denn viel wichtiger als Einschaltquoten sind für HBO und Co. der sogenannte BUZZ, den eine Serie kreiert und damit die Scheinwerfer auf den austrahlenden Sender wirft und damit eventuell neue Abonnementen generiert.

Und genau das scheint die Serie um Familie Gregson nicht geschafft zu haben. Toni Collette (About a Boy) spielt darin die Titelrolle Tara, die an multiplen Persönlichkeiten leidet. Sie hat einen Mann (John Corbett, Sex and the City) und zwei Kinder. Diese kommen soweit ganz gut mit der Situation klar, kennen die Alter-Egos ihrer Mutter inzwischen und können mit ihnen umgehen. Auch wenn das aufgrund der Bandbreite natürlich nicht immer einfach ist. Denn neben Tara gibt es da noch T, das 16jährige Girlie, Alice, eine Hausfrau aus den 50ern und Buck, einen sexistischer Bauarbeiter-Typ.

Mit Verlauf der Serie versucht die Serie Taras Störung zu ergründen. Allerdings ergeben sich bald neue Persönlichkeiten, darunter ironischerweise die Therapeuting Shoshanna. Nach dem Ende der dritten Staffel, ohne dass auch nur ansatzweise geklärt wurde, wie es mit Tara und den anderen Familienmitgliedern, respektive Alter-Egos, weitergeht, wird die Serie für beendet erklärt. Schade, denn auch wenn die Qualität der Serie durchaus nachlies, so hätte man durchaus eine abschließende, eventuell verkürzte Staffel in Auftrag geben können. So wurde es mit The Big C schließlich auch gehandhabt und ist für einen Pay-TV-Kanal eigentlich kein Problem.

Was will uns der Autor damit sagen?

Das ist eine gute Frage. Zum Einen sollte man seine Lieblingsserie genießen. Das Ende kommt leider schneller als man denkt, egal wie gut oder schlecht sie ist. Zum Anderen ist natürlich auffällig, dass viele (Viele? Fast alle!) dieser Beispiele aus dem werbefinanzierten Network-TV stammen. Dort ist es selten möglich, vor den Werbepartnern zu rechtfertigen, dass man aus kreativer Sicht eigentlich noch eine Staffel machen müsse. Gegenbeispiele gibt es trotzdem: Der Spionagedramedy Chuck wurde eine Abschlussstaffel gewährt, ebenso der Sci-Fi-Mystery-Serie Fringe. 30 Rock durfte sich verkürzt verabschieden und das eingangs erwähnte One Tree Hill erhielt auch eine 13teilige Abschlussstaffel. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, sich hin und wieder etwas eher zu entscheiden, welche Serie eventuell die nächste Season nicht mehr erlebt und dies den Verantwortlichen mitzuteilen, sodass diese zumindest für ein paar bessere Staffelfinals sorgen könnten - schließlich könnte es das Serienfinale sein.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Intromania

Es ist selten geworden, dass eine neue Serie eine richtiges Intro bekommt. Die typischen, verkürzten Popsongs sind Logo-Screens gewichen, die nur noch den Namen der Serie und des Schöpfers einblenden. Und auch wenn die Premium-Cable Sender noch Vorspanne haben, so sind diese meistens relativ lahm, weil nur Musikgedudel.

Ich möchte diesmal gar nicht so viel Text schreiben, sondern lasse einfach mal ein paar Intros auf euch wirken - vielleicht habt ihr dann auch den starken Wunsch, dass es wieder mehr davon gibt. Ich habe mal ein paar meiner Lieblingsserien nach Intros abgesucht, hier das Ergebnis:

Verkürzter Song

Veronica Mars (Dandy Warhols - We Used to Be Friends)
Treffender kann ein Titel nicht sein um die Gesamtsituation zu beschreiben. Ab der dritten Staffel in abgewandelter Version, sollte etwas erwachsener wirken. Ich mag das Original:


One Tree Hill (Gavin DeGraw - I Don't Want to Be)
Gavin DeGraw durfte sogar in einer Folge der Serie höchstpersönlich den Song performen. Inhaltlich top gewählt, verstärkt er vor allem die Verbundenheit der Serie zu Musik. Leider verschwand das Intro ab der 5. Staffel und wurde sehr zu meinem Unbehagen in der 9. Staffel in jeder Folge auf neue Weise verhunzt.



The O.C. (Phantom Planet - California)
Orange County ist DAS Surfer-Paradies und dies wurde auch zur genüge getan in der Serie. Dazu der Surfer-Song, der nicht nur passt, sondern auch ein internationaler Charterfolg wurde durch die Serie.



Dawson's Creek (Paula Cole - I Don't Want to Wait)
Vielleicht nicht auf den ersten Blick das passendste, was eine Teenager-Serie einleitet, jedoch bei näherem Kennenlernen der Serie genau das richtige für die Philosophischen Jugendlichen von Capeside.



Parenthood (Bob Dylan - Forever Young)
Ein Beispiel aus der näheren Vergangenheit, zumindest ist die Serie noch auf Sendung. Weise Worte leiten die Familienserie ein und geben ihr eine gute Grundstimmung.



Gilmore Girls (Carole King & Louise Goffin - Where You Lead)
Kein zweiter Song könnte die Mutter-Tochter-Beziehung und das verschlafene Stars Hollow besser beschreiben. Obwohl es ganz schön im Gegensatz zu den oft rasend schnellen Dialogen steht...



Suits (Ima Robot - Greenback Boogie)
Vielleicht soll es für den Pulsschlag im Leben eines Top-Anwalts in New York stehen, ins Ohr geht es allemal.



Charmed (Love Spit Love - How Soon Is Now)
Ein Klassiker und irgendwie mein All-Time-Favorit. Obwohl es im Song natürlich nicht um Hexen geht, kommt die mysteriöse Grundstimmung durchaus zum Tragen. (Und ja, das ist Kaley Cuoco-Sweeting im Video)




Friends (The Rembrandts - I'll Be There for You)
Diesen Song stimmt man an und jeder singt mit. Text und Titel passen perfekt zur Serie und dem Genre der Comedy.



Instrumental

Sex and the City
Kult.


30 Rock
Im Stile ähnlich dem von Sex and the City. Liegt vielleicht am selben Spielort.


Game of Thrones


Unzählige Male prämiert und nicht nur akustisch eine Meisterleistung. Wem die letzten Takte schnell aus dem Ohr gehen, der macht was falsch. DAM-DAM-DE-DE-DAM-DAM.


Mad Men
Sogar eine Simpsons-Version existiert. Die Serie schaue ich zwar nicht, aber der Vorspann ist trotzdem toll.


Chuck
Witzig und durchaus dem Ton der Serie angepasst.


The Simpsons
Der Klassiker zum Abschluss. Kennt jeder, liebt jeder.

Ich vermisse sie wirklich. Früher als man schon beim ersten Ton des Intros in Stimmung war. Es ist schade, dass es nur noch so wenige von ihnen gibt, zumal der Identifikationsgrad mit einer Serie so viel höher ist. Vielleicht gibt es irgendwann eine Rückbesinnung, bis dahin müssen wir uns mit den Classics zufrieden geben.

Freitag, 2. Januar 2015

Gays of Our Shows - Part 2



Da sind wir, zum zweiten Teil von Gays of Our Shows. Ich habe beschlossen, dies regelmäßig aufzugreifen um die neusten Entwicklungen zu kommentieren. War die erste Ausgabe noch ein grober Überblick über die quasi herausragendsten Serien mit vor allem schwulen Charakteren, so wird es demnächst etwas spezieller. Die aktuellen Beispiele sollen nicht ausschließen, dass ich mich irgendwann einmal auch einem meiner persönlichen Highlights widme, aber in der Regel soll es im Hier und Jetzt bleiben.

Schauen wir also einmal, was momentan gerade so im Fernsehen läuft. Neben Looking (das übrigens am 11.01.2015 mit seiner 2. Staffel zurückkehrt und von mir schon ausreichend oft positiv erwähnt wurde), sticht vor allem eine Serie besonders hervor: How to Get Away with Murder. Und diese hat sogar durchschlagenden Erfolg. Auch am 11. Januar kommt Shamesless zurück, das uns in der mittlerweile fünften Staffel unter anderem weiter Ian's Geschichte erzählen wird.

How to Get Away with Murder - "He Did Things to my Ass That Made my Eyes Water."

How to Get Away with Murder ist zweifelsohne DER Hit der Season 2014/2015. Während die Serie mit Oscarnominee Viola Davis (The Help) auch ansonsten grandios ist, macht sie vor allem mit der Storyline um Connor Walsh Schlagzeilen. Schon von Anfang an wird dieser offen als homosexuell dargestellt. Wenn er auch teilweise skrupellos handelt und seine Sexualität vor allem auszunutzen weiß, so schafft es Connor trotzdem als einer der ersten Charaktere, dass man ihn zu mögen beginnt. Bereits im Piloten wird ihm als Love Interest der nerdige Oliver zur Seite gestellt und es beginnt eine kleine Romanze. Doch auch wenn diese Story sich durch die Folgen zieht, sind es doch andere Szenen, die zeigen, wie weit wir (respektive das US-amerikanische Network-TV) gekommen sind.

Eine besonders explizite Sexszene erregte Aufmerksamkeit auf Twitter, da eine Zuschauerin diese als "too much" kritisierte. Shonda Rimes (Executive Producer der Serie; Grey's Anatomy, Private Practice, Scandal) kommentierte diese Kritik im Sinne der gesamten LGBT-Community und erntete Zuspruch. Der Schöpfer der Serie selbst, Peter Nowalk, beschrieb die Möglichkeit, solche Szenen zu schreiben so:

"I knew I wanted to push the envelope, especially with the gay sex. And to me, writing the gay characterization and writing some real gay sex into a network show is to right the wrong of all of the straight sex that you see on TV. Because I didn't see that growing up, and I feel like the more people get used to two men kissing, the less weird it will be for people. I just feel like it's a lack of vision that you don't see it on TV, but ABC has never had a note about any of the weird stuff in the show, so I'm gonna keep it going." - Peter Nowalk

Als die anderen Charaktere erfahren, dass Connor schwul ist, ist die einzige Reaktion "He is gay?" und damit war es das. Auch der austrahlende Sender ABC scheint keinerlei Probleme mit dieser Darstellung zu haben. Ein durch und durch positiver Beitrag zur Normalisierung des Umgangs mit Homosexualität. Gute Serie, ein schwuler Charakter, der so zwiespältig und gebeutelt wie jeder andere der Serie ist und ein Sender, der den kreativen Spielräume gewährt, die das Publikum belohnt. Bravo!

Shameless (US) - "Mickey, have seat man! Nobody gives a shit who you bang."

Anders beschreibt wohl recht gut, wie Shameless das Thema Schwulsein angeht. In einem sozialen Umfeld, in dem es sicher nicht ganz einfach ist, sich zu outen, erkennt Ian's Bruder zu Anfang der Serie, dass sein kleiner Bruder schwul ist und eine Affäre mit seinem deutlich älteren, verheirateten Chef hat. Nach kurzem Schock, kommt er jedoch zur Bessinung und akzeptiert seinen Bruder wie er ist. Auch der Rest der Familie, allen voran Ian's miserabler Vater zeigen sich verständnisvoll und geben ihm Rückhalt. Nur nach außen hin verstellt sich Ian, legt sich sogar eine Alibi-Freundin, Mandy, zu. Die weiß zwar von Anfang an bescheid, sagt aber selber wie wichtig dieser Fakt ist, um nicht von allen im Viertel verprügelt zu werden.

Mandy's gewaltätiger, kleinkrimineller Bruder Mickey gerät mit Ian's Chef/Lover aneinander und Ian beschließt, das selbst zu klären - und wird überraschend von Mickey vernascht. Danach macht Mickey jedoch äußerst deutlich, dass alles geheim bleiben müsse und auch sonst verhält er sich abweisend Ian gegenüber ("Kiss me and I'll cut your fucking tongue out!"), um sich selbst nicht einzugestehen, wirklich schwul zu sein. Trotzdem führen die beiden ihre Schäferstündchen fort. Sehr zur Überraschung der Zuschauer ist dabei der knallharte Mickey der passive Part, ein gekonnter Schachzug der Autoren um zu zeigen, dass die sexuelle Vorliebe - und da eben auch die Seite auf der man steht - nicht mit dem Charakter zu tun haben.

Natürlich darf die Entwiclung nicht fehlen, Ian ist immer der antreibende Part, da er sich mehr wünscht als nur einen schnellen Fick. Er erkennt auch bald, dass er Mickey liebt und ist umso enttäuschter, dass dieser ihm das nicht zurückgeben kann. Mickey ringt sich mehr und mehr durch, seine Schwäche für den Rotschopf Ian zu zeigen. Er ist eifersüchtig auf einen von dessen Affären, küsst ihn an ungewohnter Stelle oder sagt ihm, wenn auch höchst uncharmant, dass er gern mit ihm zusammen ist.

Einen herben Rückschlag erhält die Beziehung der beiden, als Mickeys Vater sie erwischt, zusammenschlägt und für Mickey eine Hure bestellt. "To fuck the gay out of him", wie er so schön sagt. Ian verlässt nach einem letzten Schäferstündchen mit Mickey (der jene Hure dann heiratet, da sie schwanger von ihm ist) die Stadt. In einer sehr emotionalen Szene wird Mickeys innere Zerissenheit deutlich, er kann sich jedoch nicht durchringen Ian das zu sagen, was er will, sondern ergibt sich dem Druck seines Vaters und lässt Ian gehen. Eine ganze Staffel später hat sich das Blatt gewendet. Ian ist zurück und wieder unzufrieden mit dem Status der Beziehung. Zwar wohnt Mickey quasi bei ihm und Mandy bezeichnet es schon ironisch als "playing house", doch ein Versteckspiel ist es immer noch. Und so wird die Feier zu ehren der Rückkehr von Mickeys Vater und der Taufe von Mickeys Sohn zur Coming-Out-Party. "I just wanted everyone to know that I'm fucking gay!" schreit Mickey durch die Bar. Und bis auf seinen Vater (der mal wieder ausrastet, Mickey zusammenschlägt und danach direkt ins Gefängnis zurück wandert) scheint sich keiner für diese Neuigkeiten zu interessieren. Diese Feststellung darf er auch tagsdarauf wieder machen (ab 1:14):





Madam Secretary - Weder Fisch noch Fleisch

Recht verheißungsvoll gestartet, dümpelte diese Serie etwas vor sich hin und beginnt, etwas Fahrt aufzunehmen, auch in Bezug auf die persönlichen Beziehungen der Charaktere. Meine Hoffnung, Blake (der Assistent der Außenministerin) würde sich als schwul erweisen, wurde insoweit bestätigt. Die Verfahrensweise der Macher verleitet allerdings dazu zu sagen, dass man sich nicht traut, dies auch auszusprechen. Und so verläuft seine sonst recht gute Charakterisierung etwas im Sand, was in der Serie nichts besonderes ist, ist sie doch sehr zentriert auf die Madam Secretary (im Gegegensatz zu The Good Wife, das sich nicht nur um ihre namensgebende Person dreht).

In der zuletzt ausgestrahlten Folge ließ man einen Baseball-Star das Outing im Heimatland Venezuela vollführen und stellte die USA als tolerantes, offenes Land dar. Irgendwie widersprüchlich, wenn man es nicht einmal schafft, dem einzigen schwulen Charakter eben diese Offenheit zu gönnen. Einzig positiv ist es, dass man zumindest keine schlechten Klischees aufwärmt um dem Unausgesprochenen Wirkung zu verleihen.

Comedies - Klischee olé, oder?

Ein Neustart, ein Veteran und eine MTV-Produktion zeigen höchst unterschiedlich, wo Homosexualität in der heutigen Comedy steht. Wie bereits im ersten Blog-Eintrag zu diesem Thema angedeutet, läuft man besonders in diesem Genre Gefahr in alte Klischees abzudriften, weil eben der beste Lacher-Generator das Klischee ist. Und ja, bis zu einem gewissen Punkt kann auch ich darüber lachen.

Bei The McCarthys allerdings ist es quasi erdrückend und unnütz zugleich. Die nicht besonders gute und daher auch erfolglose Comedy, die erst diese Season auf CBS startete, macht so wenig aus ihrem schwulen Hauptcharakter, das man sich fragt, warum genau er als explizit schwul eingeführt wurde. Nicht dass es immer eine besondere Bewandnis haben müsste, aber um wie beispielsweise bei The Good Wife als gegebener Fakt hingenommen zu werden, wird es eben zu stark betont. Und wenn es gerade einmal passt, wird ein schlechter Witz über den schwulen Bruder/Sohn gerissen, ohne dabei im 21. Jahrhundert zu bleiben.

Eine völlig aberwitzige Entwicklung vollführt Two and a HalfMen gerade. Nachdem man in der letzten Staffel den "halben Mann" durch die lesbische Tochter des in der Serie verstorbenen Charlies ersetzte und damit meiner Meinung nach tief ins queere Fettnäpfchen trat, versucht man es in dieser Staffel weiterhin mit schlechtem Homo-Humor. Weil Walden nämlich gern ein Kind hätte, aber keine passende Frau hat und man nach jahrelangem Kampf der LGBT-Community für Gleichberechtigung in Kalifornien endlich heiraten und adoptieren darf, nutzt Walden eben jene Errungenschaft schamlos aus und heiratet kurzerhand Alan. Auch wenn hier und da durchaus gut mit diesem Fakt gespielt wird, so ist es wohl eher als Beleidigung für viele Homosexuelle zu empfinden.

Einen kleinen Lichtblick gibt es jedoch. Und gerade MTV liefert ihn. Mit der Serie Faking It servierte man uns eine auf den ersten Blick hin platte Teenie-Story um Beliebtsein und Coming-Out in der Highschool. Doch bereits nach einigen Folgen zeigten die Macher Herz und machten nicht nur aus der Titelstory um die zwei Fake-Lesben (von denen eine gar nicht mal so fake-lesbisch ist), sondern auch aus einem Nebencharakter recht viel. Der schwule Shane ist zwar etwas Klischee-angehaucht (grandios dargestellt von Michael J. Willet; United States of Tara, G.B.F.), aber als Charakter nicht nur ehrlich und beratend unterwegs, sondern bekommt auch seine eigenen Storylines. Und die sind erfreulich aktuell und klischeebefreit.

So ist er an sich zwar eher promiskuitiv eingestellt, ist aber doch immer öfter in längere Beziehungen verwickelt. Zuletzt durfte er samt einiger Gay-Dating-Site-Seitenhieben mit dem Yogatrainer anbandeln. Recht sexy und offen zeigt die MTV-Serie dabei rangeleien und Küsse. Allerdings hat der Yoga-Trainer einen Haken: Er ist noch ungeoutet, da er ein Sportstipendium fürs College braucht und sich "schwul" im Lebenslauf dafür schlecht eignet.

Fazit

Mit der Zeit ist eine realitätsnahe Darstellung von Schwulen (und auch Lesben, was bei mir immer nicht so durchkommt) immer besser in Serien vertreten. Für das T in LGBT gibt es leider weiterhin keine mir bekannten Beispiele (bis auf die kurze Story in der kurzen Serie Dirty Sexy Money). Aber auch weiterhin sind viele Vorurteile und Klischees präsent, die zwar nicht immer, aber meistens, unangenehm aufstoßen. Für die Zukunft erhoffe ich mir mehr Mut und mehr Authentizität, auch wenn wir schon ein ganzen Stück weit gekommen sind.